Weil der Ministerpräsident mit einer veränderten Zeitumstellung während des Ramadan Muslimen entgegenkommen will und Kirchen nicht mitspielen, herrscht im konfessionell gespaltenen Libanon Verwirrung darüber, welche Zeit denn gilt.
Im Libanon gelten wegen einer politisch-regliösen Auseinandersetzung über die Umstellung von Winter- auf Sommerzeit jetzt auf einmal zwei Uhrzeiten parallel. Der geschäftsführende Ministerpräsident Nadschib Mikati hatte beschlossen, die Uhren in dem Land erst in vier Wochen umzustellen. Es wird vermutet, dass Mikati mit dem Schritt bei Muslimen punkten wollte, da der Fastenmonat Ramadan begonnen hatte. Diese können ihr Fasten bis zur Zeitumstellung bereits gegen 18 Uhr brechen anstatt 19 Uhr.
Das führte zu einem Konflikt mit der maronitischen Kirche, die sich der Entscheidung widersetzte und die Bevölkerung dazu aufrief, die Uhren trotzdem um eine Stunde vorzustellen. Einige Medien und katholische Schulen folgten dem Aufruf. Am Sonntag sorgte die unterschiedliche Zeitangabe für Verwirrung bei den Libanesen.
Flugreisende dürften aufgrund der parallelen Uhrzeiten im Libanon besonders verwirrt sein. Die Fluggesellschaft Middle East Airlines (MEA) folgte der Entscheidung von Nadschib Mikati und veröffentlichte eine Tabelle mit Abflugzeiten, die um eine Stunde vorverlegt wurden, um internationale Anschlussflüge zu gewährleisten. Auf Twitter kursierte ein Video, das zwei Uhren am Flughafen von Beirut nebeneinander zeigte, die unterschiedliche Uhrzeiten anzeigten.
In sozialen Medien machte der Witz die Runde, dass man sich jetzt im Libanon mit dem Zusatz „muslimischer Zeit“ oder „christlicher Zeit“ verabreden müsse. Die Autorin Kim Ghattas kommentierte, dass das Chaos komisch wäre, wenn es nicht ein weiteres Zeichen des „totalen Versagens auf allen Ebenen der politischen Anführer“ wäre.
Der Libanon befindet sich in einer der schwersten Wirtschaftskrisen seiner Geschichte und hat seit Monaten keinen Präsidenten. Die geschäftsführende Regierung von Nadschib Mikati ist nur eingeschränkt handlungsfähig. Der Internationale Währungsfonds (IWF) bezeichnete die Lage im Land als „sehr gefährlichen Scheideweg“.