Eine neue Studie des Umweltbundesamtes zeigt, dass ein Tempolimit in Deutschland plötzlich viel mehr CO2 einsparen könnten – bei genauerem Hinsehen wird deutlich, wie die Behörde das Tempolimit mit abenteuerlichen Annahmen schönrechnet.

Das Tempolimit soll plötzlich viel mehr CO2 einsparen als bisher gedacht. Damit korrigiert das Umweltbundesamt (UBA) seine eigene Studie aus dem Jahr 2020 um mehr als das Dreifache nach oben: statt 1,9 Mio. Tonnen sollen es nun bis zu 6,7 Mio. Tonnen eingespartes CO2 sein.
Was viel klingt, ist mit Blick auf die gesamtdeutschen Emissionen von 765 Mio. Tonnen im vergangenen verschwindend wenig. Weniger als 1 Prozent. Doch selbst diese geringe Zahl steht auf wackligen Beinen:
Die Studie der Behörde, die dem Ministerium der grünen Umweltministerin Steffie Lemke angeschlossen ist, steht in der Kritik, das Tempolimit mit abenteuerlichen Annahmen wirkungsvoller gerechnet zu haben als es in Wahrheit ist.
Denn die Autoren gehen davon aus, dass Autofahrer wegen des Tempolimits andere, kürzere und somit Sprit-sparende Routen wählen, vor allem aber, dass Fahrer wegen der längeren Fahrzeit ganz aufs Auto verzichten und etwa auf den Zug umsteigen würden.
„Eine seltsame Vorstellung“, nannte FDP-Klimaexperte Lukas Köhler das im Deutschlandfunk. Und weiter: „Ich glaube nicht, dass Leute, weil sie nur noch 120 km/h auf der Autobahn fahren dürften, aufs Autofahren verzichten.“ Auch beruft sich Köhler auf den Ampel-Koalitionsvertrag, in dem ein generelles Tempolimit ausgeschlossen wird.
An der Spitze des Umweltbundesamtes steht seit Januar 2020 mit Dirk Messner zudem ein Freund der Grünen Politik. Messner ist seit 2008 Mitglied der Grünen-nahen Heinrich-Böll-Stiftung. Die Tempolimit-Einsparungen lösten zwar nicht die Klimaherausforderungen im Verkehr, „aber sie sind eben auch keine Kleinigkeit“, so Messner nach Veröffentlichung der Studie.