
Claudia Roth will die „Stiftung Preußischer Kulturbesitz“ umbenennen – der Name sei nicht „weitläufig“ genug, wie die Staatsministerin formuliert. Julius Böhm überlegt, was diese Logik zu Ende gedacht bedeutet.
Der Name „Preußen“ ist Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) nicht weltmännisch genug. Die „Stiftung Preußischer Kulturbesitz“ (SPK) könne, so Roth, mit ihrem altbackenen Namen nicht „die Weltläufigkeit der Kulturgüter“ zum Ausdruck bringen, die in den vielen Museen und Sammlungen zu bestaunen sei – deshalb soll er geändert werden. Roths Angriff auf „Preußen“ müsste – zu Ende gedacht – eine Welle der Namens-Änderungen auslösen!
Nervös dürfte man zum Beispiel am Borsigplatz in Dortmund geworden sein: Dort sitzen die Verantwortlichen des Ballspielvereins „Borussia“ (kurz: BVB). Borussia, das ist neulateinisch für Preußen. Als Stammgast in der Champions League und mit Fans (und Marketing-Reisen) auf dem ganzen Globus, sollte der BVB für die „Weltläufigkeit des Kulturgutes“ deutscher Profifußball stehen.
Muss Borussia Dortmund nun also auch umbenannt werden? Oder sind Claudia Roth schlicht die Preußischen Tugenden Gehorsam, Pflichterfüllung, Pünktlichkeit, Fleiß, Ordnung und eine gewisse Gottesfurcht zuwider?
Borussia Mönchengladbach muss sich wegen der wenigen (und wenn, dann eher dürftigen Vorstellungen) auf dem internationalem Parkett wohl keine Sorgen um den eigenen Namen machen. Die Tischtennis-Spieler von Borussia Düsseldorf, mit dem deutschen Weltstar Timo Boll an der Spitze, hingegen schon.
Was das Ganze für einen anderen Verein mit Weltruhm bedeutet, der ebenfalls ein Land im Namen trägt, das in Teilen des politisches Berlin als rückständig betrachtet wird, bleibt abzuwarten. Der FC Bayern München ist Abneigung jedenfalls gewohnt.
Auch denkbar: Ein verdeckter Angriff der Grünen-Politikerin auf die so verhasste Atomkraft – eines der drei verbliebenen Kernkraftwerke in Deutschland, Isar II vor den Toren Münchens, wird schließlich von der EON-Tochter „PreussenElektra“ betrieben. Dass Atomkraft eine gewisse „Weltläufigkeit“ innewohnt, ist nicht zu bestreiten: 33 Nationen setzen ganz oder teilweise auf die CO2-arme Stromgewinnung, weitere Nationen planen neue Kraftwerke. So ließen sich die klimaschonenden Kraftwerke zusammen mit dem Namen „Preußen“ entfernen – und ein Stück vom kulturellen und nationalen Erbe Deutschlands gleich mit.