Die Partei von Erdogan-Herausforderer Kemal Kilicdaroglu geht von einer Rekordbeteiligung bei den Parlaments- und Präsidentschaftswahlen in der Türkei aus. Das sagte die Istanbuler CHP-Vorsitzende Canan Kaftancioglu am frühen Sonntag.
Die Stimmabgabe bei der Parlaments- und Präsidentschaftswahl in der Türkei ist beendet. Die Wahllokale im Land schlossen am Sonntag um 16 Uhr. Mit Ergebnissen wird am späteren Abend gerechnet. Insgesamt waren etwa 64 Millionen Menschen im In- und Ausland aufgerufen, den Präsidenten und ein neues Parlament zu wählen.
Bei der Präsidentenwahl zeichnet sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Amtsinhaber Recep Tayyip Erdogan und Oppositionsführer Kemal Kilicdarolgu ab. Wer die Mehrheit im Parlament mit 600 Abgeordneten erhält, ist noch nicht absehbar. Bekommt keiner der Kandidaten mehr als 50 Prozent der Stimmen, geht es für die beiden stärksten Kandidaten in zwei Wochen in eine Stichwahl. Dem Kandidat eines ultranationalistischen Parteienbündnisses, Sinan Ogan, wird Umfragen zufolge nur ein niedriges einstelliges Ergebnis vorausgesagt.
Obwohl er seine Kandidatur zurückgezogen hat, ist auch Muharrem Ince von der Vaterlandspartei auf den Stimmzetteln abgebildet. Sollten Wähler ihren Stempel unter ihm machen, wird die Stimme der Wahlbehörde zufolge trotzdem gezählt. Ince hatte seinen Rückzug erst nach den früher endenden Abstimmungen von Türken im Ausland bekannt gegeben. Auch diese Stimmen sollen gültig sein. Ince waren kaum Chancen ausgerechnet worden. Durch seinen Rückzug ist eine Entscheidung in der ersten Runde zwischen den Favoriten Erdogan und Kilicdaroglu wahrscheinlicher geworden.
Erste verlässliche Wahlergebnisse werden am Abend erwartet. Bis auf einzelne Fälle sei die Wahl problemlos abgelaufen. Ähnlich äußerte sich auch der Chef der Wahlbehörde YSK, Ahmet Yener.
Bei den Parlaments- und Präsidentschaftswahlen 2018 hatten 86,2 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben. Präsident Recep Tayyip Erdogan gewann damals mit 52,6 Prozent. Im Parlament holte die AKP mithilfe ihres ultranationalistischen Partners MHP eine Mehrheit.