In immer mehr Städten gibt es Waffenverbotszonen, um gegen die steigende Zahl von Messerattacken vorzugehen und den Bürgern das Gefühl von Sicherheit zu geben – bei unserer Autorin erzeugen die Schilder aber ein anderes Gefühl: Das der Kapitulation.

Nachdem ein palästinensischer Mann letzte Woche zwei Jugendliche in einem Regionalzug zwischen Kiel und Hamburg mit einem Messer tötete und sieben weitere Menschen zum Teil schwer verletzte, entbrannte in Deutschland eine neue Diskussion darüber, wie wir uns vor der steigenden Zahl von Messer-Attacken schützen können. Viele Städte versuchen dem Problem entgegenzuwirken, indem sie sogenannte „Waffenverbotszonen“ in den Innenstädten einführen – sie sollen der Polizei den Zugriff erleichtern und den Bürgern das Gefühl von Sicherheit geben. Doch allem guten Willen zum Trotz: Mir persönlich vermitteln die Zonen vor allem ein Gefühl, das der Kapitulation.
Dasselbe Gefühl habe ich, wenn ich am Berliner Breidtscheidplatz entlanglaufe und die Anti-Terror-Poller und -Blockaden sehen – an dem Ort, wo der islamistische Terrorist Anis Amri im Jahr 2016 mit einem gestohlenen LKW in den Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche raste und 13 unschuldige Menschen tötete. Beim Anblick der Poller geht es mir wohl wie den meisten Berlinern. Ich muss sofort an den schrecklichen Tag zurückzudenken – an die Bilder von zerstörten Buden, Verletzten und Toten. An die Panik, die unter den Menschen ausbrach, die verzweifelten Anrufe bei Verwandten und Freunden, an das Hoffen, das sie nicht unter den Opfern sind. Und an die Angst, dass der geflohene Attentäter oder mögliche Komplizen noch einmal zuschlagen könnten.

Angst, Ohnmacht und Wut wird Alltagsgefühl
Gleichzeitig kommt eine gewisse Wut hoch. Wut, dass die Poller und die goldenen Namen der Opfer auf der Treppe vor der Gedächtniskirche heute nur da stehen, weil der Mann nicht aufgehalten wurde. Amri konnte sein islamistisches Attentat begehen, weil er nicht abgeschoben wurde und unsere Regierung auch sonst völlig untätig blieb. Deswegen sind die Poller für mich eine Kapitulationserklärung, so gut sie auch gemeint sein mögen. Dasselbe gilt für die Waffenverbotsschilder – sie sind nicht nur die alltägliche Erinnerung daran, dass es auf unseren Straßen eben nicht (mehr) sicher ist, sondern auch das entsprechende Eingeständnis der Politik.
Es ist kein Wunder, dass sich vor diesem Hintergrund besonders Frauen immer öfter bewaffnen. Inzwischen gibt es eine regelrechte Industrie, die hübsche feminine Accessoires verkauft, in denen sich Trillerpfeifen und Messer verstecken. Pfefferspray gehört heute längst in jede gut situierte Handtasche – es ist so normal geworden, dass man es inzwischen selbst bei Rossmann kaufen kann.


Die Maßnahmen sind die Folge politischer Untätigkeit
Aber ist das jetzt wirklich das neue Normal? Soll es normal sein, dass wir uns bewaffnen müssen, um uns vor Übergriffen zu schützen? Das wir an jeder großen Straße Terrorabwehr benötigen, weil jeder Zeit ein Auto in eine Menschenmenge rasen könnte? Oder das an jeder Ecke Messerverbotsschilder aufgehangen werden, weil Messerattacken inzwischen beinah normaler Bestandteil der Morgennachrichten sind?
Wenn das unser neues Normal ist, dann nur, weil unsere Regierung untätig bleibt. Würde man in der Migrationspolitik und der Kriminalitätsbekämpfung endlich hart durchgreifen und unsere Polizei stärken, anstatt ihr bei jeder sich bietenden Gelegenheit mit Rassismusvorwürfen und linken Märchen von Polizeibrutalität in den Rücken zu fallen, dann bräuchten wir weder Poller noch Waffenverbotsschilder oder Pfefferspray.