Großes Polizeiaufkommen am bekannten Berliner Brennpunkt Kottbusser Tor. Mitten im Epizentrum der Berliner Verwahrlosung befindet sich seit Mittwoch eine Polizeiwache. Linke demonstrierten gegen die Eröffnung der Wache.
Kaum ein Ort in Deutschland steht derart symbolisch für Verwahrlosung, Kriminalität und Ablehnung von Staat und Gesellschaft wie das Kottbusser Tor in Berlin-Kreuzberg. Es ist ein Ort, wo Obdachlose neben islamistischen Moscheen liegen, wo Schulkinder neben Drogendealern an der Ampel stehen. Jetzt will die Berliner Polizei am „Kotti“ rund um die Uhr Präsenz zeigen und hat eine neue Polizeiwache eröffnet – mit Ausblick über das gesamte Krisengebiet.

Unmut über den Bau der Wache staute sich bereits im Vorfeld der Eröffnung bei den Kreuzberger Linken und der Antifa auf – und unter den Polizisten war der Job am Kotti alles andere als eine heißbegehrte Stelle. Auf drei freie Stellen bewarb sich zunächst nur ein einziger Polizist. Zur Eröffnung am Mittwoch rückten allerdings jede Menge Kollegen an, denn die Gegner der Wache hatten zur Demonstration aufgerufen.

Migration, weil man die andere Seite der Küste mal sehen will
Die meisten Redner verloren sich auf der Kundgebung allerdings in ihren eigenen Themen statt über die Polizeiwache zu sprechen. Statt Wutreden zur neuen „Bullen-Präsenz“ hörte man Wortbeiträge, die die von Drogen, Kriminalität und Elend geprägte Lebensrealität am Kotti dann doch sehr eigenwillig umschrieben. Und vielleicht sogar ein klitzekleines bisschen beschönigten… Da war zum Beispiel dieser Vortrag zum Kotti als Sammelort für weltoffene, reisebegeisterte Nordafrikaner und über die Gründe, warum sie nach Deutschland kommen:
Vom Redner hieß es unter anderem, der Kotti sei ein Ort, an dem die Migranten Berlin „entdecken“ würden. Der Platz um den bekannten U-Bahnhof sei ein Symbol für Nordafrikaner, die es nach Deutschland geschafft haben. – Irre.
Der Kampf wird woanders weitergehen
Erst ganz zum Schluss der Veranstaltung fand der Moderator der Demo dann doch noch mal den Faden zurück zur umstrittenen Wache. Kreuzberg werde immer mehr zum Spielball von Investoren, so sein Vorwurf. Man habe Angst vor kompletter Videoüberwachung, die sicher der nächste Schritt nach der Polizeiwache werde. Der Kampf der Linken gegen die Ungerechtigkeiten des Systems werde woanders weiter gehen, kündigte der Redner an. Die Wache werde einen daran nicht hindern. Begleitet wurde die Abschlussrede von Sprechchören: „Überall Polizei, nirgendwo Gerechtigkeit.“
Kurz: Die radikalen Wachen-Gegner wirkten bei ihrer großen Protestveranstaltung etwas unfokussiert, für die frisch eingezogene Polizei waren sie keine allzu große Herausforderung. Ihr Alltag am Brennpunkt Kotti wird deutlich schwieriger werden.