
Gast-Kommentar
Von Laura Werz
Frauenhass auf Kosten des Gebührenzahlers: Nachdem nicht-linke Journalisten und Politiker von Jan Böhmermann zuletzt auf eine Fahndungsliste gesetzt wurden, holt der „Satiriker“ zum nächsten Schlag unter die Gürtellinie aus: Jede Frau, die überzeugt ist, dass es nur zwei Geschlechter gibt, sei transfeindlich, eine „turd“ – ein „Scheißhaufen“.
„Willkommen zur neuen Ära der Gesellschaftssatire“, so stellt das ZDF Magazin Royal seine Sendung mit Jan Böhmermann vor – und es ist wirklich eine neue Ära, zumindest an Niveaulosigkeit. Die aktuelle Sendung stand im Zeichen des „Hashtag der Woche“, dem Hashtag #turds. Die kreative Wortschöpfung setzte sich aus dem englischen Wort „turd“, auf deutsch „Scheißhaufen“, und dem Ankronym „TERF“ zusammen, das für „trans-exkludierende radikale Feministinnen“ steht. Damit soll wohl ausgedrückt werden, dass von ebendiesen „trans-exkludierende radikale Feministinnen“ – ergo, allen Frauen, die der Trans-Ideologie nicht bedingungslos zustimmen – nur Scheiße kommt bzw. dass sie scheisse sind.
Der Aufhänger für seine geschmacklosen Äußerungen ist das Thema Transsexualität, dass unter anderem wegen dem neuen Selbstbestimmungsgesetz der Ampel – dank dem zukünftig jeder ab dem zarten Alter von 14 Jahren, einmal jährlich per Selbstauskunft sein Geschlecht ändern kann – in die Öffentlichkeit gerückt ist. Für Böhmermann ist sofort klar, was das bedeutet: Transfeindlichkeit ist im Trend. Neben Beatrix von Storch zieht Böhmermann für seine Beweisführung auch Deutschlands wohl bekannteste Feministin, Alice Schwarzer, heran – dafür, dass Frau Schwarzer vor einem massiven Anstieg von Jugendlichen warnt, die plötzlich ihr Geschlecht wechseln wollen, mit allen irreversiblen Konsequenzen. Für Böhmermann ist Schwarzer eine TERF, genau wie Marie-Luise Vollbrecht.
Einfache Biologie wird zu Hetze
Die „Meeres-Elektrikerin“, wie Böhmermann die Biologin nennt, erlangte Bekanntheit, weil im Juli diesen Jahres ein Vortrag von ihr an der Humboldt-Universität gecancelt wurde – weil sie es allen Ernstes wagt, zu sagen, dass es nur zwei Geschlechter gibt. Für Böhmermann ist das Hetze gegen Transmenschen, denn es sei wissenschaftlicher Konsens, dass es mehr als zwei Geschlechter gäbe. Als Beweis zitiert Böhmermann den Tagesspiegel, der sich seinerseits auf Claire Ainsworth bezieht. Das Problem ist nur: Frau Ainsworth vertritt öffentlich selbst den Standpunkt, dass es nur zwei Geschlechter gibt – „mit einem Kontinuum, an Variation in Anatomie und Physiologie“.
Doch das ist Böhmermann wohl egal. Für ihn sind TERFs wie Alice Schwarzer und Marie-Luise Vollbrecht durch ihren Hass auf Transsexuelle mit „AfD-Fachos“ und „Nazis“ wie von Storch geeint. Laut Böhmermann könnten all die bösen #turds nicht leiden, dass Transmenschen „ihren eigenen Regeln folgen, um ihren Platz in der Gesellschaft zu finden und diese Regeln sind ganz individuell“. Was genau er damit meint bleibt offen – man fragt sich, ob konventionellen Verhaltensregeln für diese Menschen nicht mehr gelten sollen? Verzichten wir für Selbstverwirklichung auf Werte, Normen und alles was für eine funktionierende Gesellschaft erforderlich ist – Sicherheit für Frauen zum Beispiel? Die Absurdität von Böhmermanns Ausführungen, in denen er kritische Argument entweder völlig ignoriert oder verharmlost, zeigt deutlich, dass es schon lange nicht mehr um eine wissenschaftliche Debatte geht, sondern um reine Ideologie.
Trans-Kritik führt zu „Gewalt und Tot“
Jeder der dieser Ideologie entgegentritt, ist ein „Scheißhaufen“, eine „TERF“. Und dass sind nicht nur Luise Vollbrecht oder Alice Schwarzer, es ist jede Frau, die der Meinung ist, dass es nur zwei Geschlechter, Mann und Frau, gibt. In seinen Augen ist es radikal feministisch nicht zu wollen, dass ein Mann, der sich spontan als Frau identifiziert, in die Damenumkleide, Frauensauna oder das Frauenhaus gehen kann. Und wohin führen so „radikale“ Ansichten –„organisierte Hetze“ wie Böhmermann Ausführungen von Schwarzer und Co. nennt – laut Böhmermann? „Zu Gewalt und Tot“ – wenn Sie Zweifel an der Transideologie haben, sind Sie also quasi ein Gewaltverbrecher.
Das einzig Positive an der ganzen „turd“-Show ist, dass Böhmermann es wie kein Zweiter schafft, Millionen Bürger gegen den Rundfunkbeitrag aufzubringen. Nirgendwo wird so deutlich, dass man nicht nur gezwungen ist, eine abstruse Ideologie zu finanzieren, sondern auch sich auf Kosten der eigenen Zwangsgebühren beleidigen zu lassen.
Laura Werz ist 20 Jahre alt, studiert Jura in Berlin und schreibt für das Jugendmagazin Apollo News. Dieser Artikel ist im Rahmen der Apollo Akademie im Dezember 2022 entstanden, dem Jungautorenseminar von Apollo News.