
Personalmangel, immer mehr Asylanträge und dann noch die Energiekrise: Das Sozialamt Neukölln ist völlig überlastet! Post und Anträge können kaum noch bearbeitet werden, die Not ist groß. Deswegen zieht das Amtes jetzt die Reißleine und macht für zwei Wochen dicht.
„Der absolute Notfall“: Das Sozialamt im Berliner Bezirk Neukölln sieht für das Bearbeiten „unheimlich große[r] Berge an Rückstau, an nicht bearbeiteter Post, an Unterlagen“ keine andere Lösung, als für zwei Wochen zu schließen. Sozialstadtrat Falko Liecke von der CDU berichtet dem rbb, die Behörde leide unter Personalmangel, sei absolut „unterausgestattet“ und würde wie in einem Hamsterrad arbeiten. Momentan könnten Post und Anträge in Neukölln kaum bearbeitet werden.
„Die Not ist schon ziemlich groß“ – das Amt ist dank der stark steigende Zahl von Asylbewerbern und Ukraine-Flüchtlingen völlig überlastet. Im Herbst kam außerdem ein neues Klientel hinzu: Menschen, die wegen der massiv gestiegenen Energiekosten Zuschüsse beantragen müssen. Wie Sachbearbeiterin Für Sylvia Dellbrüggen dem rbb berichtete, sei das ein neuer „Löwenanteil“, dessen Bearbeitung zwar nicht schwer, aber in der Masse kaum zu bewältigen sei. Auch Liecke sagte dem rbb, dass mehr und mehr Leute kämen, um Anträge zu stellen. Darunter seien viele, die mit ihren Einkommen bisher gut ausgekommen seien.
Dellbrüggen sieht in einem stark gestiegenen Beschwerdeaufkommen mit Untätigkeitsklagen zusätzlich eine neue „Eskalationsstufe“ – seit 1985 arbeitet sie im Bezirk, „so in der Form habe ich das noch nicht erlebt.“ Generell sei die Stimmung sehr aggressiv: „Wir hatten einen Vorfall, wegen dem der große Wachschutzaufwand betrieben wird. Das Aggressionspotential ist deutlich gestiegen“, so die Gruppenleiterin .
Die vorübergehende Schließung ist nötig, um den Bearbeitungsstau bewältigen zu können – um alte Anträge fertig zu machen und neue aufzunehmen. Vom 10. bis 25. November heißt es deshalb für zwei Wochen: Türen zu, kein Eintritt. Nur die Mitarbeiter kommen zur Arbeit, um sich durch die Papierberge zu wühlen. Insgesamt fehlen Berlin nach Einschätzung des Sozialstadtrats Liecke bis zu 40 Stellen, um das Personal künftig nicht mehr zu überlasten.
Und das Sozialamt Neukölln steht damit nicht alleine da: Die stellvertretende Bürgermeisterin von Marzahn-Hellersdorf, Nadja Zivkovic, sagt, dass die Lage in ihrem Bezirk ähnlich sei. Zu einer Schließung müsse es allerdings nicht kommen. Zumindest noch nicht.