- Feministisch, sozialistisch, Woke: Die neue Verfassung von Chile sollte ein Leuchtturm der globalen Linken werden.
- Doch das Vorhaben ist nicht nur krachend gescheitert: Die Konservativen treten jetzt zur Konterrevolution an.
- Chile beweist: Der Woke-Wahn hat keine Mehrheit unter normalen Menschen.
Chile sucht eine neue Verfassung: Die staatliche Ordnung des südamerikanischen Landes basiert nach wie vor auf der Verfassung, die der Militärdiktator Augusto Pinochet einst einführte. Die ist deswegen hochumstritten – während einige die wirtschaftsliberalen Errungenschaften dieser Verfassung verteidigen wollen, wollen andere sie aufgrund ihres Urhebers ganz ersetzen – durch eine „fortschrittliche“.
Doch was als Fortschritt verkauft wurde, ist in Wahrheit woke, linke Agenda. Die chilenische Linke wollte die neue Verfassung zum Leuchtturm des globalen Progressivismus machen. Statt den marktliberalen Ansätzen der alten Ordnung sollte es mehr Sozialismus geben. Die sogenannte „Parität“ sollte festgeschrieben werden: Männer sollten allerhöchstens 50 Prozent der Ämter und Stellen in staatlichen Organen besetzen dürfen. Die Stimmen von Indigenen sollten bei Wahlen stärker gewichtet werden.
Verfassungsrechtlich verankerte Geschlechtsdiskriminierung, Wahlstimmen, die aufgrund von Abstammung mehr oder weniger wert sein sollten: Die in Chile angestrebte Verfassungsreform wäre ein Angriff auf alle demokratischen Werte gewesen. Nichtmal während der Rassendiskriminierung in den Vereinigten Staaten kam man darauf, die Stimmen einer bestimmten Ethnie höher zu Gewichten als die einer anderen – in Chile hätte linker Rassismus das möglich gemacht.
Woke Politik gegen die Mehrheit: Das ist die Quittung
Das Woke-Projekt ist jedoch krachend gescheitert: Am Willen der Mehrheit. Fast zwei Drittel der Chilenen schmetterten die Reform im vergangenen Herbst ab. Jetzt soll ein neues Verfassungskonvent seine Arbeit aufnehmen. Die Wahlen hierfür am vergangenen Sonntag gleichen jedoch einer 180-Grad-Wende: Der große Gewinner ist mit Jose Antonio Kast ein Rechtskonservativer. Der Chef der chilenischen Republikaner steht für mehr Markt, weniger Staat und für religiös-katholische Wertepolitik. Er soll nun eine Verfassung umgestalten, der er politisch sehr nahe stehen dürfte: Viele in seiner Partei wollen diese sogar unverändert beibehalten.
Ob diese Neuwahl eine Lösung im seit Jahren andauernden Verfassungsstreit darstellt? Fraglich. Eher droht in der Frage erneuter Stillstand. Aber der Vorgang zeigt deutlich, wohin elitärer Woke-Wahn führt: Der linke Verfassungsentwurf war von einer kleinen Minderheit ohne angemessene Beteiligung anderer Meinungen erarbeitet worden – am Volk vorbei. Die Reaktion folgt nun prompt: Und die chilenische Rechte tritt dankend zum Gegenangriff an. Statt Revolution kommt jetzt Konterrevolution.