Der Vater der in Brokstedt ermordeten Ann-Marie erhebt schwere Vorwürfe gegen die Politik. Berlin ignoriere die Probleme der Migrationspolitik – und das Leid seiner Familie.
Michael K., der Vater der in Brokstedt (Schleswig-Holstein) ermordeten Ann-Marie, macht der Politik schwere Vorwürfe und fordert Konsequenzen in der Migrationspolitik. „Die Leute, die dafür verantwortlich sind, sollten anfangen, nach einer Erklärung, nach einer Lösung zu suchen“, sagte er „Achtung, Reichelt!“. Und fordert: „Ich glaube, wir müssen weg von einer Wünsch-dir-was-Kultur, die etwas Phantastisches herbeisehnt, was auch gut gemeint ist, aber wo sich immer mehr herauskristallisiert, dass es zum Scheitern verurteilt ist. Ich glaube, wir brauchen wieder eine Politik, die reale Probleme erkennt, anspricht und gegen sie vorgeht.“
K.s Tochter Ann-Marie (17) und ihr Freund Danny (19) waren Ende Januar in einem Regionalzug von Täter Ibrahim A. mit einem Messer getötet worden. Bei A. handelt es sich um einen mehrfach vorbestraften staatenloser Palästinenser, der nach heutigem Kenntnisstand hätte abgeschoben werden können. Michael K. beklagt gegenüber „Achtung, Reichelt!“ den fehlenden Vollzug: „Wenn jemand Recht und Gesetz nicht achtet, sind juristische Möglichkeiten vorhanden, zu reagieren. Wenn die nicht ausgenutzt werden, ist es für uns als Hinterbliebene noch schwerer erträglich, mit dem Ganzen umzugehen.“
Zur Häufigkeit solcher Messer-Taten von Menschen mit Migrationshintergrund sagt K.: „Es sind keine Einzelfälle mehr. Es passiert sehr, sehr viel. Wir haben zu anderen Hinterbliebenen von Opfern Kontakt. Es ist ein unbeschreibliches Leid, das dort für die Familien, die Freunde übrig bleibt. Das kann man nicht in Worte fassen. Ich glaube, das ist in Berlin bis heute nicht angekommen.“
„Unser Leid wird ausgeblendet“
Auf die Frage, ob sich nach dem Mord an seiner Tochter Ann-Marie Politiker gemeldet und entschuldigt hätten, sagte K.: „Die einzige Gedenkkarte, die wir aus Berlin bekommen haben, kam von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Ansonsten ist nichts passiert.“ Von Innenministerin Nancy Faeser? „Kein Wort, keine Karte. Nichts.“ Er haben den Eindruck, die Politik ignoriere Schicksale wie das seiner Tochter, sagt Michael K. „Achtung, Reichelt!“: „Ich habe das Gefühl, unser Leid wird ausgeblendet. Nach dem Motto: Was nicht gesprochen oder berichtet wird, existiert nicht.“
Vorwürfe macht Michael K. auch Bundeskanzler Olaf Scholz. „Er hat in einem Interview gesagt, ihm tut es leid, dass die Leute ums Leben gekommen sind. Er wusste nicht, dass ,diese Leute‘ Danny und Ann-Marie hießen. Das ist ein Schlag ins Gesicht für jeden Angehörigen. Dass er nicht mal von Menschen spricht, sondern von Leuten. Das bezeichnet die ganze Bundesregierung, wie sie sich in der Sache verhalten hat bis jetzt.“
K. weiter: „Ich wünsche mir, dass die Politik die richtigen Schlüsse zieht. Ich lade gerne Frau Faeser oder Herrn Scholz hier zu mir ein. Dass sie sich ein Bild vor Ort machen können, welche Konsequenzen so eine Tat für das gesamte Umfeld hat. Es sind nicht zwei Opfer, die begraben werden und dann ist Schluss. Es steht ein Leid dahinter, das viele Menschen betrifft, die ihr Leben lang damit klarkommen müssen.“