Der Bundestag gedenkt heute der Opfer des Holocaust im Bundestag. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stehen allerdings die „queeren Opfer“ des Nationalsozialismus – in der Pressemitteilung zur Gedenkstunde fällt nicht ein einziges Mal das Wort „Juden“. Wie kann das sein?

Wer es fertigbringt, eine Pressemitteilung zu einer Gedenkveranstaltung für die Befreiung von Auschwitz zu schreiben, ohne darin ein einziges Mal von Juden zu sprechen, sollte keine politische Verantwortung in Deutschland tragen – schon gar nicht für das Thema Antidiskriminierung. Ganz einfach. Genau das hat die Antidiskriminierungs-Beauftragte der Bundesregierung, Ferda Ataman, aber geschafft.
Der Bundestag gedenkt am heutigen 27. Januar der Befreiung von Auschwitz – und stellt dabei die „queeren“ Opfer des Holocausts in den Mittelpunkt. Ferda Ataman schreibt dazu eine wortreiche Pressemitteilung und lobt die Veranstaltung. Aus welchem Grund während des Nationalsozialismus 90 Prozent der Menschen nach Auschwitz deportiert wurden, verschweigt sie aber: Weil sie Juden waren, Opfer der größten systematischen Mordaktion gegen eine bestimmte Glaubensgemeinschaft in der Geschichte.
Verstehen Sie es nicht falsch: Hier ist nicht die Rede ist von einer zusätzlichen Veranstaltung zum alljährlichen Holocaust-Gedenken im Bundestag. Der 27. Januar ist der größte und wichtigste Gedenkmoment für den Holocaust im Parlament – und im Ampel-Jahr 2023 wird bei dieser traditionellen Veranstaltung der queere Aspekt in den Mittelpunkt gestellt. Er ersetzt die bekannte Veranstaltung. Wenn queere Opfer in den „Mittelpunkt“ gestellt werden, wie der Queer-Beauftragte Sven Lehmann schreibt, werden die anderen Opfer des Holocaustes automatisch an den Rand gerückt.
Geschichtsverdrehung im Herzen der Demokratie
In welche geschichtsklitternde Richtung die Veranstaltung im Bundestag geht, zeigt bereits die Ankündigung einer der Hauptrednerinnen Maren Kroymann. Maren Kroymann, deutsche Schauspielerin, stellt dabei die im KZ ermordete lesbische Jüdin Mary Pünjer vor. In der Beschreibung vergisst Kroymann jedoch eine für die Ermordung der Frau wichtige Information: Mary Pünjer wurde nicht nur verfolgt, weil sie lesbisch, sondern natürlich auch weil sie Jüdin war.
Mary Pünjer war mit dem Nichtjuden Fritz verheiratet, weshalb sie unter dem Schutz einer „privilegierten Mischehe“ stand, der Juden vorerst einen gewissen Schutz vor der Deportation bot. Dieser Schutz ging jedoch verloren, sobald eine Jüdin oder ein Jude kriminalisiert worden war – das geschah, als sie als „Asoziale“ verhaftet wurde, laut NS-Akten weil sie ein Lokal besucht habe, der Treffpunkt für Lesben gewesen sein soll. Möglich ist aber auch, dass sie wegen Verstoß gegen die Ausgangssperre für Juden verhaftet wurde.
Die Gründe ihrer Verhaftung sind vielschichtig, ihre Geschichte bis zu ihrer Ermordung 1942 nicht vollständig überliefert. Klar ist nur: Ihre jüdische Herkunft war natürlich ein wesentlicher Grund für ihre Verfolgung bis hin zu ihrer Ermordung.
Es ist möglich diesen Aspekt im Jahre 2023 einfach zu verschweigen: Im Zentrum dieser Demokratie, in einer Ankündigung für eine Rede im Deutschen Bundestag. Dann wird ein jüdisches Opfer des Holocaust allein zum Fall für die Queer-Politik.
Die Leistung des Bundestages zu diesem Gedenktag ist mehr als nur fragwürdig. Die Nazis verfolgten und ermordeten homosexuelle Männer systematisch, sie wurden vor allem von Heinrich Himmler als Gefahr für den Staat gesehen. Dem zu gedenken, sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Wenn das Ergebnis aber ist, dass in der offiziellen Auschwitz-Gedenkstunde mehr über transsexuelle Holocaust-Opfer gesprochen wird (über die es keine Zahlen gibt), als über die sechs Millionen ermordeten Juden, dann ist das eine gefährliche Richtung.
Holocaust-Gedenken wird zum politischen Agendasetting
Europa erlebt eine neue, seit dem Ende der Nazizeit beispiellose Welle des Antisemitismus. Juden verlassen das Land, sehen hier keine Zukunft mehr. Jüdische Schulen und Vereine müssen unter massivem Polizeischutz stehen, das offene Bekenntnis zum jüdischen Glauben in Großstädten ist längst gefährlich.
In dieser Situation beschäftigt sich der Bundestag nun aber lieber mit dem Gedenken an Trans-Opfer der NS-Zeit, spricht sogar ganz selbstverständlich von „queeren Opfern“, obwohl es diesen Begriff damals noch von keiner Seite gab – und rückt den antisemitischen Massenmord in den Hintergrund.
Im Bundestag sprechen heute eine jüdische KZ-Überlebende – und drei queerpolitische Aktivisten. Dazu singt eine Transvestie-Kunstfigur. Das eklatante Ungleichgewicht in der Repräsentation lässt keinen anderen Schluss zu: Diese Regierung schreckt auch nicht davor zurück, den Holocaust heranzuziehen, um die eigene „queerpolitische“ Agenda weiter zu rechtfertigen.
In ihrer Pressemitteilung zum Gedenktag bringt Ferda Ataman gleich eine politische Forderung ein: „Bis heute wurden homosexuelle Menschen als einzige Opfergruppe der Nationalsozialisten nicht in das Diskriminierungsverbot des Grundgesetzes aufgenommen.“ Und gleich im Vortext heißt es: „Antidiskriminierungsstelle dringt auf Erweiterung des Grundgesetzes um den Schutz der sexuellen Identität“.
Im Mittelpunkt dieser Gedenkveranstaltung steht nicht mehr das ehrliche Gedenken an den Holocaust – sondern ein politisches Agendasetting. Und das ist ein ungeheurer Skandal für dieses Land.