Aus Musk-Hass haben viele linke deutsche Größen ihren Wechsel zum Konkurrenten Mastodon angekündigt und die Plattform beworben. Doch das Netzwerk ist teils völlig unmoderiert – einen wesentlicher Anteil des Traffics machen pädophile Inhalte aus.
Mit Musks Twitter-Kauf und seinem Versprechen nach weitgehender Meinungsfreiheit auf der Plattform, haben viele linke Twitter-Größen, wie etwa Jan Böhmermann oder Georg Restle, den Wechsel zur Konkurrenzplattform namens Mastodon verkündet und sehr aktiv beworben.
Man wolle nicht auf einer Plattform sein in der ungestört „Hass und Hetze“ verbreitet werde, hieß es von vielen. Das Paradoxe dabei ist allerdings: Auf Mastodon tummelt sich noch viel Schlimmeres & Illegales – u.a. Kinderpornographie, teils völlig ungestört.
Mastodon ist keine zentrale Plattform im eigentlichen Sinne, sondern nur die Software die Inhalte von vielen kleinen Plattformen in einem Twitter-ähnlichen Layout kombiniert. Es ist also ein bisschen so als würde man einen Email-Newsletter abonnieren – auch in dem Fall gibt es keine zentrale Stelle, die alle Email-Inhalte prüft, sondern jeder E-Mail-Server kann dies theoretisch selbst machen. So wie man sich bei einer E-Mail bei verschiedenen Anbietern registrieren kann (Google, Microsoft, etc.) so kann man sich bei Mastodon bei sogenannten Instanzen registrieren. Moderation findet damit nur von einer Instanz für die Accounts und Posts dieser Instanz statt.
In jeder dieser kleinen Plattformen herrscht dann quasi willkürliche Zensur des Besitzers. Die von Jan Böhmermann empfohlene Mastodon-Plattform wird bspw. von einem seiner Redakteure kontrolliert – der selbst alle privaten Direktnachrichten mitlesen kann.
Nicht-linke Persönlichkeiten werden auf Mastodon teils willkürlich und ohne Begründung gesperrt.
Verstecken statt beheben
Auf der anderen Seite heißt das aber auch: Einige dieser Plattformen verbreiten illegales Material wie Kinderpornographie ohne Kontrolle. Der Netzexperte Guise Bule erhebt in einem Blogpost den Vorwurf, dass ein großer Teil des Mastodon-Traffics (zumindest vor dem großen Andrang nach der Twitter-Übernahme) von Pädophilen und Kinderpornographie getrieben war – zum Teil 40 bis 50 Prozent.
Konkret bezieht er sich auf eine Explosion der Mastodon-Nutzerzahlen im Jahr 2017, wohl im Wesentlichen getrieben aus Japan, wo kurz zuvor das Vorgehen gegen Kinderpornographie verschärft wurde. Bule sieht hier regelrecht eine feindliche Übernahme der Plattform durch Pädophile.
Auch in 2022 sind große Plattformen auf Mastodon mit teils hunderttausenden Posts aktiv, in denen „Minor attracted People“ (ein beschönigendes Wort für Pädophile) ganz offensiv auch kinderpornographisches Material anfordern.
Diese Problematik mit illegalem Material scheint dem Mastodon-Begründer wohl bewusst zu sein, weswegen er dafür sorgte, dass die Suchfunktion bei Mastodon stark eingeschränkt und kaum nutzbar ist. Dies sei „ein Feature kein Fehler“. Wie der Blogger Bule kritisiert, geschah das aber vor allem um vor Nutzern zu verbergen, dass große Teile des Netzwerks, dem sie gerade beigetreten sind, von Kinderpornographie getrieben werden.
Tatsache bleibt, Mastodons dezentrale Struktur mag für Unabhängigkeit stehen, verkompliziert aber nicht nur die Nutzung sondern macht die Moderation von Inhalten über ganz Mastodon praktisch unmöglich – und zieht damit illegale Inhalte wie Kinderpornographie an.
Das scheint den vielen neuen Mastodon-Fans noch nicht ganz bewusst zu sein. Böhmermann & Co. bewerben das Netzwerk jedenfalls weiter offensiv – offenbar sind unliebsame Meinungen schwerer zu ertragen als das.