
Robert Habeck eröffnete die Industriekonferenz in Berlin mit einer Grundsatzrede. Die Industrie müsse sich grundsätzlich erneuern, um zügig Klimaneutralität zu erreichen. In der anschließenden Debatte herrscht größtenteils Einigkeit: Dekarbonisierung, Digitalisierung und Demografie sind die größten Herausforderungen für Deutschland. Kritik an der aktuellen Wirtschaftspolitik oder eine Debatte über die schwer durch die Energiepreise gebeutelte Industrie kam nicht auf. Viel eher verlor man sich in schönen Worten über Klimaneutralität.
Die Industrie Deutschlands steht in einer massiven Krise. Der Industriestandort Deutschland bröckelt. Doch auf der Industriekonferenz herrscht absurderweise Zuversicht. Den Fokus legt man auf die nächsten Jahre, auch wenn Habeck eingesteht, dass das nächste Jahr entscheidend werden wird. Über die gegenwärtige Krise verliert man kaum ein Wort.
Hauptthema hingegen ist die „grüne Transformation“. Hier schweben alle Teilnehmer in einer blinden Zuversicht: Auch wenn diese grüne Transformation hin zur Klimaneutralität schwer werden wird- kaputt gehe die Industrie dabei nicht, dagegen stünden die Klarheit und Entschlossenheit von Wirtschaft, Unternehmen und auch der Bundesregierung, so Habeck. Mit einer „Alles wird gut“- Mentalität spricht man über das große Vorhaben den Industriestandort Deutschland robust für den Umbruch zu machen. Dass derweil Deutschlands Kernindustrie unter Energiekosten und Inflation einbricht wird ignoriert. Stattdessen betitelt man die aktuelle Krise als Chance: Die Industrie müsse jetzt „fit“ gemacht werden für eine klimaneutrale Produktionsweise und die Industrie 4.0, so IG Metall-Gewerkschaftschef Hofmann. „Wir müssen die Energiekrise als Chance nutzen, um die Energiewende zu beschleunigen“, sagte er. Das alles gehe jedoch „nur mit, nicht gegen die Beschäftigten“.
Auch in der Überzeugung, man müsse die erneuerbaren Energien ausbauen, herrscht große Einigkeit. Nächstes Jahr schon möchte man einen Industriestrompreis auf Basis von Erneuerbaren Energien designen, so Habeck. Bei all der Einigkeit verzichtet man fast vollständig auf kritische Worte. Kritik äußerte Habeck nur an der Opposition : Die Union sehe trotz des Fachkräftemangels nicht die Chancen, die Einwanderer und deren mögliche Einbürgerung für den Wirtschaftsstandort Deutschland bedeuteten. Anschließend daran sprach sich Habeck auch fürs Nancy Faesers Vorschlag den Erhalt der Staatsbürgerschaft zu vereinfachen aus.Worte zur gegenwärtigen Krise blieben rar: Man werde sich um die Sicherung des Standorts und um Rahmenbedingungen, die es Industrieunternehmen ermöglichten, in Deutschland zu bleiben und hier zu produzieren kümmern. Zeitgleich warnte Habeck vor einem Schlechtreden des Standorts Deutschland und einem „lustvollen Beschreiben des Niedergangs“. Die Bundesregierung werde den Industriestandort in Deutschland nicht kaputtgehen lassen, verspreche er.
Konkreter wurde es auf der Veranstaltung nicht. Ein Ansprechen der gegenwärtigen Problemen, denen die Millionen Deutschen die in der Industrie arbeiten jeden Tag sich gegenübersehen, fand nicht statt. Das ist angesichts der gegenwärtigen Situation leichtsinnig.