- Vergangene Woche tagten zwei Bundesauschüsse unter Ausschluss der Öffentlichkeit zur Trauzeugen-Affäre – nun wurde das Protokoll zur Sitzung veröffentlicht.
- Es zeigt: Staatssekretär Patrick Graichen hat im Findungsverfahren für den Chef-Posten der Deutschen Energie-Agentur (dena) nicht geäußert, dass Michael Schäfer sein Trauzeuge ist.
- Verschleiernd kommt hinzu: Graichen siezte Schäfer während des Bewerbungsverfahrens – so dass die anderen Mitglieder über das enge Verhältnis im Unklaren blieben.
Wirklich mit der Sprache rückt Patrick Graichen wärhend der Ausschuss-Befragung erst nach einer Rückfrage raus: „Ich habe insgesamt zu dem Thema, ich glaube, ich habe zu dem Thema eine positive Empfehlung ausgesprochen“, anwortet er Julia Klöckner (CDU). Das ist neu, bislang hatte Graichen immer betont, keinen Einfluss auf das Verfahren genommen und lediglich „dabeigesessen“ zu haben, als sein Trauzeuge Michael Schäfer auf den Posten des dena-Geschäftsführers gehoben wurde.
Besonders skurril der Zusatz: „Ich habe gedacht, es genügt, wenn meine Stimme nicht den Ausschlag gibt, wenn ich mich in der Findungskommission bei der Bewertung seiner Person zurückhalte“.
Auch ist nun klar: Die Mitglieder der Findungskommission wussten zum Zeitpunkt des Auswahlverfahrens nichts von dem persönliche Verhältnis zwischen Graichen und Schäfer. „Ich habe den Mitgliedern der Findungskommission nicht gesagt, dass er mein Trauzeuge ist“, erklärt Graichen. Am Verhalten des Staatssekretärs war dies ebenfalls nicht abzulesen, denn obwohl er vier der sechs Kandidaten normalerweise duze, habe er im Bewerbungsgespräch alle gesiezt.
Graichen offenbarte sich erst, als er Gefahr lief, aufzulaufen
Warum Patrick Graichen überhaupt in das Verfahren involviert war, ist ebenfalls Thema im Ausschuss, denn eigentlich wäre Staatssekretär Udo Philipp zuständig gewesen. Bundeswirtschaftsminister Habeck hat auf diese Frage keine Antwort, verweist auf Staatssekretär Stefan Wenzel. Dieser erklärt, es sei „naheliegend“ gewesen, Graichen einzubinden, da dieser „sich fachlich auch am weitesten mit diesen Themen auseinandersetzt in seiner täglichen Arbei“.
Das Protokoll belegt auch, dass Graichen Habeck erst einweihte, als er die Gefahr erkannte, aufzufliegen. Am Tag vor dem Geständnis sei ihm klar geworden, dass die Angelegenheit Probleme bringen könnte, da sie „in der Öffentlichkeit kursierte, da habe ich das erste Mal das Wort Trauzeuge gelesen. Und da war mir dann klar: Okay, das wird anders wahrgenommen.“