Virologen und Ärzte zweifelten schnell an, dass Coronainfektionen zu einer unheilbaren Immunschwäche führen könnten – wie Lauterbach in einem aktuellen Interview behauptet hatte.

Können Coronainfektionen, speziell Long-Covid-Fälle, zu einer „nicht mehr zu heilenden Immunschwäche“ führen? Das zumindest behauptete Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) am Wochenende in einem Interview mit der Rheinischen Post. Doch von diesen Aussagen hat sich Lauterbach mit dem Verweis auf einen „technischen Übertragungsfehler“ schnell distanziert.
„Studien zeigen mittlerweile sehr deutlich, dass die Betroffenen es häufig mit einer nicht mehr zu heilenden Immunschwäche zu tun haben“, schrieb Lauterbach. „Von einer unheilbaren Immunschwäche“ könne derzeit noch keine Rede sein.
Die Aussage Lauterbachs sorgte schon kurz nach Veröffentlichung des Interviews für Verwirrung. Verschiedene Experten zweifelten ihren Wahrheitsgehalt an. Der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit fragte: „Welche belastbaren Daten gibt es dazu, um diese Aussage so zu tätigen?“ Der Charité-Professor und Immunologe Andreas Radbruch schrieb hingegen: „Einfach „Evidenz-befreit“, ich fasse es nicht. Gesundheitsökonom und Virologe über das „Altern des Immunsystems“.“
Hat Lauterbach das Zitat autorisiert?
Über das Zustandekommen des Zitats herrscht nach wie vor Verwirrung. Lauterbach verwies darauf, dass er gesagt habe, dass Studien „mittlerweile sehr deutlich“ zeigten, „dass die Betroffenen es häufig mit einer Immunschwäche zu tun haben, deren Dauer wir noch nicht kennen.“
Der Redakteur der Rheinischen Post, der das Interview mit Lauterbach geführt hatte, Jan Drebes, wies dies allerdings zurück. Lauterbach habe eben jenes Zitat autorisiert. In einem weiteren Kommentar sprang er Lauterbach dann allerdings helfend zur Seite: „Was Karl Lauterbach in seinem Tweet geschrieben hat, ist durchaus möglich: Wir können aufgrund eines internen Fehlers beim BMG ein Zitat erhalten haben, das eigentlich anders lauten sollte aus Sicht des Ministers“ so Drebes.
Auf Anfrage von pleiteticker.de teilte das Bundesgesundheitsministerium mit, es handele sich um einen „Autorisierungsfehler“, bei dem die „Änderung des Ministers“ an „einer Stelle“ nicht übertragen wurde. Inzwischen wurde das veröffentlichte Interview nachträglich korrigiert.