Bundestagsabgeordnete tanzen unter dem Motto „feministische Solidarität“ auf Social Media und beschreiben es als „feministische, junge Politik, die einen Unterschied macht“. Ob so eine Politik einen Unterschied macht, darf man wohl bezweifeln.
Von Helena Gebhard
Auf dem Instagram Kanal von Emilia Fester (Die Grünen) und Rasha Nasr (SPD) findet man seit gestern ein Kurzvideo auf dem sie sich tanzend und lachend unter der Überschrift „feministische Solidarität“ zum Clown machen. In ihrer Videobeschreibung schreiben sie dazu „Als junge Frauen erleben wir es jeden Tag: Die Politik ist geprägt von alten Männern. Wir sind hier nicht vorgesehen und oft auch nicht gewollt. Darauf gibt es nur eine Antwort: Solidarität! 🤝“
Ob das vielleicht genau an solch lächerlichen Tanzvideos liegt? Das war jedenfalls mein erster Gedanke beim Lesen dieser Beschreibung.
Es wird noch grotesker: Mal abgesehen davon, dass so etwas von unseren Steuergeldern finanziert wird, weisen die beiden an letzter Stelle im Text auf die tragische Situation in Syrien und der Türkei hin. Sie schreiben „Aufgrund der derzeitigen Situation, möchten wir folgendes zum Thema Solidarität noch ergänzen: Unterstützung brauchen dieser Tage auch die Betroffenen des schrecklichen Erdbebens in der Türkei und Syrien – dem Heimatland von Rashas Eltern.“ weiter schreiben sie „Diktator Assad blockiert bisher alle Hilfsangebote der internationalen Gemeinschaft und opfert damit die Syrer:innen in den Krisengebieten. Was wir tun und was wir wollen – dazu mehr in den nächsten Tagen auf Rashas Insta-Account.“.
Man kann nur hoffen, dass keiner der Betroffenen des tragischen Erdbebens dieses Video in dem Zusammenhang zu sehen bekommt, denn das ist an Verachtung den Betroffenen gegenüber nicht mehr zu übertreffen. Wenn ich mir vorstelle, wie Hinterbliebene der Katastrophe die beiden tanzenden Abgeordneten sehen wie sie sich fröhlich vor der Kamera zur Schau stellen und beiläufig im Text erwähnen, dass Unterstützung benötigt wird, dann macht mich das traurig und wütend zugleich. Deren Reichweite hätte man für Spendenaufrufe, eine Anlaufstelle für Hilfe oder sonstige Unterstützungsmöglichkeiten bestens nutzen können, oder – man bringt so etwas einfach nicht in einen Zusammenhang (wenn man sich solche Auftritte nicht einfach ganz sparen kann..). Wenigstens legt Rasha Nasr Stunden später nach und veröffentlicht ein betroffenes Video in dem sie auch einen Link zu Hilfsorganisationen teilt.
Diese Darbietung ist nicht das einzige auf Social Media veröffentlichte Video von Abgeordneten, was meiner Meinung nach in Frage zu stellen ist. Immer mehr Politiker zeigen sich auf TikTok und Instagram tanzend, rumblödelnd und schauspielernd und sprechen damit vor allem eine sehr junge Zielgruppe an. Kann man solche Zurschaustellungen wirklich noch ernst nehmen? Ich nicht.
Natürlich dürfen und sollen Politiker auch Spaß haben, dennoch sollten sie ihren Aufgaben mit Seriosität, Respekt und Ernsthaftigkeit nachgehen.