
„Ich rechne nicht damit, dass diesen Winter noch etwas schiefgeht.“ verkündete Klaus Müller, Chef der Bundesnetzagentur, selbstsicher noch vor einer Woche der BILD. Doch gleichzeitig warnt der Netzbetreiber TransnetBW erneut vor einem Stromengpass zwischen 17 und 19 Uhr in Baden Würtemmberg. Die Rede ist von einer „angespannte Situation“ im Stromnetz. Müllers Entwarnungen scheinen also voreilig und falsch gewesen zu sein.
Keine Lüge wurde diesen Winter häufiger wiederholt als die Aussage „Wir haben kein Stromproblem“. Jeder in diesem Land bemerkt, dass das dreist erfunden ist. Immer häufiger stößt man auf Warnungen von Netzbetreibern, die davor warnen, dass das Netz überlastet ist und es zu Stromengpässen kommen kann. So auch gestern in Baden Württemberg. Dort hat der Netzbetreiber TransnetBW seine Kunden aufgerufen von 17 bis 19 Uhr Strom zu sparen, da es ansonsten zu einer Notlage kommen kann. Bundesnetzagentur-Chef Müller, der den Winter ja schon als überstanden ansah, reagierte über Twitter sofort und ließ mit seiner Aussage Fragen offen.
Der Grund für die gestrige Stromnotlage in Baden Württemberg war ein sogenannter Redispatch, berichtete die FAZ. Dabei handelt es sich um einen Eingriff in die Stromerzeugung, um Engpässe im Netz zu vermeiden. Ein übliches Problem der Erneuerbaren Energien. Im Norden werde im Laufe des Tages ein so hohes Windaufkommen erwartet, dass die Übertragungskapazität in den Südwesten nicht ausreiche. Heißt die Windräder im Norden produzieren so viel Strom, dass es das Gleichgewicht unseres Stromnetzes akut in Gefahr bringt, da der Strom nicht schnell genug verteilt werden kann. Weil Kapazitäten zur Übertragung in den Süden fehlen, werde dort nun Strom benötigt um die Netzstabilität aufrecht zu halten. Das sei „wie ein Stau auf der Autobahn“. Da hilft meist auch nur: Geschwindigkeit runter oder erst gar nicht ins Auto steigen. Mit einem „angepassten Stromverbrauch“ können die Bürger im Südwesten demnach auch während der roten Phase mithelfen, das Stromnetz stabil zu halten, so der Betreiber.
Klaus Müller, Chef der Bundesnetzagentur, twitterte die Meldung sofort und schrieb: „Je weniger Ausgleichsmaßnahmen (Redispatch) eingekauft werden müssen, desto weniger steigen die Netzentgelte. Bitte nutzen Sie die Chance.“ Auffällig ist dabei, dass er die Strom-Notlage als Chance statt einer Gefahr sieht. Er formuliert es „als Chance zum Geldsparen“ und bittet diese „Chance doch zu nutzen“.
Sein Tweet heißt aber auch: Wenn sie jetzt nicht Energie sparen, dann bezahlen sie bald ordentlich mehr. Denn zur Deckung des Redispatch-Bedarfs in Baden-Württemberg sollten dann laut TransnetBW mehr als 500 Megawatt Kraftwerksleistung aus dem Ausland bezogen werden. Das hat auch finanzielle Folgen für Sie als Verbraucher. Denn die Kosten für den Redispatch werden über die Netzentgelte auf die Kunden verteilt und kommen so über die Stromrechnung beim Verbraucher an. Also nochmal eine Steigung der eh schon hohen Kosten.
Müllers Aussagen wie „Der Winter ist gerettet!“, wie er der BILD sagte, scheinen also weit hergeholt zu sein. Mit Meldungen wie dieser von TransnetBW ist eindeutig: Deutschland hat immer noch ein Stromproblem.