
Seit über 180 Jahren stellt die Ettlin AG im Baden-Württembergischen Ettlingen Textilien her. Hergestellt werden dort Gewebe für die Schleifmittelindustrie, also etwa Schleifbänder, Schleifscheiben oder auch Teile für die Reifenproduktion sowie Gummibeläge für Druckmaschinen. Für das Unternehmen ist jetzt Schluss: Nachdem 2018 bereits die Spinnerei vor Ort schließen musste, wird jetzt auch die Weberei dichtgemacht.
Grund dafür sind mal wieder die hohen Energiekosten. „Wir gehören zu den 1.000 sehr energieintensiven Betrieben in der Bundesrepublik“, so Oliver Maetschke, Vorstand des Unternehmens. Früher habe Ettlin beim Stromeinkauf „einen halben Cent“ zahlen müssen, „jetzt geht es um mehr als 40 Cent“. Der Gaspreis habe sich versechsfacht, führt der Chef weiter aus. Zwar seien die Auftragsbücher 2022 zunächst noch voll gewesen und man habe den Kunden zwei Preiserhöhungen zugemutet. Aber: „Seit dem Sommer verkaufen wir nichts mehr.“ Die Kunden hätten sich Maetschke zufolge für andere Lieferanten entschieden, die beispielsweise in den USA oder in Pakistan sitzen. „Dort gibt es keine Energiekrise, die können ganz andere Preise bieten als wir in Europa.“
Der Unternehmenschef rechnet nicht damit, dass die Energiepreise wieder auf das Niveau vor dem Ukraine-Krieg fallen, das sei unrealistisch. Folglich soll die Weberei bis zum Frühjahr 2023 komplett dicht gemacht werden. 60 Beschäftigte des alteingesessenen Unternehmens an der Alb seien davon betroffen.