
Die steigenden Energiekosten bringen Radiologiepraxen an ihr Limit. Radiologen berichten: Die Stromkosten haben sich verdreifacht – Energiesparmaßnahmen kosten bis zu 50.000 Euro. Der Preisanstieg für inhabergeführte Praxen sei „dramatisch“.
Niedergelassene Radiologen sind besonders von der aktuellen Energiekrise betroffen. Anders als andere Arztpraxen, müssen die Röntgen-Ärzte teure Untersuchungsgeräte am Laufen halten. Das macht Probleme: Geräte wie der Magnetresonanztomograf (MRT) sind wahre Stromfresser. „Wir verbrauchen an einem Standort bis zu 140.000 Kilowattstunden im Jahr“, erklärt der Radiologe und Miteigentümer der Gemeinschafspraxis Radiologie Rhein Nahe (RRN), Matthias Müller-Eschner, gegenüber der Allgemeinen Zeitung. Der Durchschnittsverbrauch einer vierköpfigen Familie liege jährlich bei 4000 Kilowattstunden. Bei den hohen Energiekosten fallen die aktuellen Strompreiserhöhungen besonders ins Gewicht: „Unsere monatlichen Stromzahlungen haben sich fast verdreifacht“, schildert Müller-Eschner.
Stromeinsparungen seien derweil kaum möglich, berichtet Dr. Carsten Pietsch, Radiologe in der Mainzer Gemeinschaftspraxis „Die Radiologen“ der AZ. Wenn man beispielsweise bei einem MRT die stromintensive Kühlung abstelle, gehe in Folge teures Helium verloren. Eine Neuauffüllung des Gases koste bis zu 50.000 Euro. Pietsch erläutert: Man könne höchstens darauf bauen, dass die kälteren Raumtemperaturen im Winter den Kühlungsbedarf der Geräte reduzieren. Doch viel gewonnen sei dadurch nicht – der Preisanstieg für inhabergeführte Praxen ist laut Pietsch insgesamt „dramatisch“.
Ein weiteres Problem: Anders als andere Betriebe können Arztpraxen ihre erhöhten Kosten kaum ausgleichen. Niedergelassene Ärzte werden für die Behandlung von Kassenpatienten mit Pauschalbeträgen von den Gesetzlichen Krankenkassen bezahlt – Preiserhöhungen können also nicht ohne Weiteres an die Patienten weitergeben werden. Müller-Eschner beschreibt: Auch eine Erhöhung der Behandlungszahlen rechnet sich nicht, da die Kasse den niedergelassenen Ärzten nur eine bestimmte Menge an Untersuchungen vergüten. Wenn man diese überschreite, gebe es reduzierte Auszahlungen von der Kasse.
Unterstützung von Seiten der Politik gibt es bislang keine. Pietsch habe sich bereits an mehrere Entscheidungsträger gewandt und die Notlage der Radiologen geschildert – ohne Erfolg: „Bisher gibt es […] null staatliche Unterstützung“, sagt er. Die niedergelassenen Ärzte werden allein gelassen.