
Pleiteticker-Kommentar
Von Max Roland
Das Bundesverdienstkreuz soll Verdienste um das Gemeinwohl und das Land ehren. Jetzt will Bundespräsident Steinmeier eine Gender-Quote für unsere höchste zivile Auszeichnung einführen – er findet, dass zu wenig Frauen geehrt werden. Das zeugt nicht von einer Haltung, die Frauen als gleich anerkennt.
In Wahrheit braucht es keinen alten, weißen Mann, der Frauen von Oben herab „unter die Arme greift“ – in unserer modernen Gesellschaft gewinnen Frauen selbst die Auszeichnungen, die sie verdienen.
Der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland, umgangssprachlich „Bundesverdienstkreuz“ genannt, ist der höchste zivile Orden unseres Landes. Er soll Verdienste um das Gemeinwohl ehren und wird an in- und ausländische Bürgerinnen und Bürger für politische, wirtschaftlich-soziale und geistige Leistungen verliehen sowie darüber hinaus für alle besonderen Verdienste um die Bundesrepublik Deutschland. Bekannte Träger des Ordens in verschiedenen Ausführungen sind unter anderem der Held der Luftbrücke, US-General Lucius Clay, der ehemalige Verfassungsrichter Udo di Fabio oder der Physiker Werner Heisenberg.
Im Bundespräsidialamt ist man der Auffassung, dass der Anteil der mit dem Orden ausgezeichneten Frauen gemessen an der von ihnen geleisteten ehrenamtlichen Arbeit und am Bevölkerungsanteil „relativ gering“ ist. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier findet: Zu wenige Frauen bekommen das Verdienstkreuz. Deswegen will er den höchsten Verdienstorden ab sofort quotieren. Steinmeier sei es „wichtig, dass das beeindruckende ehrenamtliche und politische Engagement von Frauen auch bei den Verleihungen des Verdienstordens besser sichtbar wird“, sagte ein Sprecher des Bundespräsidenten der Süddeutschen Zeitung. „Frauen leisten Großes in unserer Gesellschaft. Ob in Vereinen, Unternehmen, an Universitäten oder in der Kultur – Frauen sorgen für Zusammenhalt, Menschlichkeit, Fortschritt und Kreativität. Dafür gebührt ihnen unser Dank, aber auch mehr sichtbare Anerkennung“, erklärt das Bundespräsidialamt in einer Pressemitteilung. Erst hatte er die Vorschlagsberechtigten, die in letzter Konsequenz die Staatskanzleien der Länder sind, zu einer freiwilligen Quotierung aufgefordert. Jetzt heißt es aus dem Bundespräsidialamt, dass Steinmeier die Quote selbst durchsetzen will.
Der Vorstoß zeugt dabei von vielem: Einem Gesellschaftsverständnis, bei dem der Staat Verhältnisse und Strukturen einer Gesellschaft von oben herab diktiert. Oder dem Selbstverständnis eines alten, weißen Mannes wie Steinmeier, der glaubt, „den armen Frauen“ jetzt mal unter die Arme greifen zu müssen. Modern ist beides nicht. Gibt es viele Frauen, die sich um unser Land verdient gemacht haben? Ja. Gibt es mehr Frauen, die einen Verdienstorden verdient hätten? Auch ja. Aber Verdienste für das Land lassen sich nicht quotieren – sie müssen auch nicht quotiert werden. In einer Gesellschaft, in der Frauen seit Jahrzehnten organisch in Positionen von Verantwortung und Prestige hineinwachsen und schon längst hineingewachsen sind, braucht es keine Quotierung des Verdienstordens. Das stärkt die Verdienste von Frauen nicht, sondern schmälert sie.