Nicht ins Schaufenster stellen: Ex-SPD-Vize Ralf Stegner rät seiner Partei von Gender- und Woke-Debatten ab: „Sie berühren auch nicht die Dinge, die die Hauptprobleme der Menschen sind.“
Der frühere SPD-Bundesvize Ralf Stegner rät seiner Partei zur Zurückhaltung mit identitätspolitischen Debatten. Gegenüber dem Interview-Portal „Schuler! Fragen, was ist“ sagte Stegner: „Ich kann nicht jeder dieser Diskussionen folgen, aber sie berühren auch nicht die Dinge, die die Hauptprobleme der Menschen sind.“
Stegner: „Wir müssen uns um die Themen kümmern, die die Menschen wirklich betreffen: Reicht meine Rente? Kann ich meine Miete bezahlen? Was ist mit der Pflege meiner Eltern, was ist mit der Bildung der Kinder, was ist mit Frieden und der Umwelt…? Und die anderen Themen: Wenn wir ein Warenhaus wären, dürfen wir die gern im Angebot haben aber nichts ins Schaufenster stellen.“
Auf die Frage, ob er definieren könne, was eine „Frau“ sei, sagte Stegner: „Meistens erkenne ich das.“ Auf eine genaue Definition wollte er sich aber nicht festlegen. „Im Grundgesetz steht dazu alles Nötige drin: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Das heißt: Die Würde aller Menschen ist unantastbar. Wenn wir das beherzigen, brauchen wir viele andere Debatten nicht und sollten sie auch nicht bis zum Überdruss führen, weil viele Menschen sie auch gar nicht verstehen können. Ich bin dafür, dass niemand benachteiligt wird. Die Menschen suchen sich das nicht aus. Mir reicht das. Da waren die Väter und Mütter des Grundgesetzes sehr klug.“
Stegner warb darum, sich um die materielle Gleichstellung der Menschen zu kümmern, anstatt Debatten über die Zahl der Geschlechter zu führen. „Bei der Gleichstellung geht es um materielle Gleichstellung, dass Frauen den gleichen Lohn kriegen wie Männer, dass sie die gleiche Rente bekommen und als Alleinerziehende zurechtkommen und darum, wie wer spricht. Es ist schnurz, wie die Leute reden. Wir gehen manchmal den Konservativen auf den Leim. Die wünschen sich solche Debatten. Die SPD muss Volkspartei sein, sich um die materiellen Dinge kümmern.“