- Die Heute-Show-Star Dietmar Wischmeyer hat für den Auftritt in mehreren Videos und Veranstaltungen Zahlungen vom Land Niedersachsen erhalten
- Über die Höhe der Zahlung wurde Stillschweigen vereinbart
- Wischmeyer reiht sich damit in eine lange Liste von Journalisten ein, die Geld vom Staat erhielten
Dietmar Wischmeyer ist eines der bekanntesten Gesichter der heute-show des ZDF. Seit Frühjahr 2012 ist der 66-jährige Bestandteil der Sendung. Wischmeyer ist dabei sowohl als Autor als auch vor der Kamera immer wieder für das Satiremagazin tätig. Exklusive pleiteticker.de-Recherchen decken nun auf, dass Dietmar Wischmeyer Geld vom Staat erhielt.
Comedy finanziert von der Regierung: Im Rahmen der Kampagne „Wir sind stärker! Niedersachsen gegen Corona“, welche von der Niedersächsischen Landesregierung finanziert wurde, produzierte Dietmar Wischmeyer alias „Günther, der Treckerfahrer“ mehrere Beiträge, welche auf den verschiedenen Social-Media-Kanälen der Landesregierung veröffentlicht wurden. Im Rahmen dieser Corona-Kampagne sind insgesamt 16 verschiedene Beiträge entstanden.
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil erklärte damals: „Günther, der Treckerfahrer passt perfekt zu unserer Kampagne, die auch immer wieder mit einer gewissen Prise Humor daran erinnern will, dass wir alle weiterhin achtsam sein müssen – eben auf Niedersächsisch. Mit gegenseitiger Rücksichtnahme und Hilfe sowie mit Abstand, Hygiene und Alltagsmaske können wir stärker sein als das Virus – auch wenn uns das nicht immer Spaß macht. Da hilft es, wenn Günther uns zum Lachen bringt.“
Irre Corona-Aussagen: Wischmeyer sagt über sich selbst, dass er „eine Narrenfreiheit“ genieße, „die unglaublich ist“. In dem Video „Niedersachsen gegen Corona: Günther, der Treckerfahrer – Verschwörungstheorien“ schießt Wischmeyer auch heftig gegen „Impfgegner“ und „Maskenverweigerer“. Er erklärt: „Nu könnte man ja meinen, lass die Doofköppe doch glauben was sie wollen: doof geboren und nichts dazu gelernt-sowas gab`s schon immer. Aber es is wie mit den Reichsbürgern, da dachten auch alle zuerst: Was für Spinner, drucken sich eigene Personalausweise aus, wie wir als fünfjährige Blagen früher. Doch plötzlich fingen die an sich zu bewaffnen, da war das Schrullige vorbei. Uns so isses mit den Impfgegnern und Maskenverweigerern auch, die ziehen sich ja nicht in ihre geistige Eiterbeule zurück und bleiben da für sich, die wollen uns ja bekehren oder ausrotten, je nach Laune“.
Darüber hinaus entstand ein weiteres Video, in dem Günther der Treckerfahrer als Botschafter für die sogenannte „Niedersachsen-Kette warb, sowie sechs weitere Beiträge im Zusammenhang mit dem 75-jährigen Bestehen des Bundeslandes Niedersachsen. Außerdem hielt Wischmeyer eine Rede auf dem „Festakt zu 75 Jahre Niedersachsen“.
Wischmeyer vereinbarte Stillschweigen: Wie viel Geld Dietmar Wischmeyer hierfür kassierte ist jedoch völlig unklar. Auf Anfrage erklärte uns eine Pressesprecherin der niedersächsischen Landesregierung: „im Hinblick auf die von Ihnen nachgefragten Videos und Veranstaltungen haben beide Vertragspartner schriftlich Stillschweigen über die gesamten vertraglichen, insbesondere über die finanziellen Vereinbarungen vereinbart.“
Der von Dietmar Wischmeyer beauftragte Geschäftsführer des Unterhaltungsbüros, welches Wischmeyers Auftrittsveranstaltungen koordiniert, teilte uns mündlich mit, dass dieses Vorgehen absolut „branchenüblich“ sei. Vergangene Recherchen von pleiteticker.de ziehen dies zumindest in Zweifel. Inzwischen wurden von der Bundesregierung und verschiedenen Landesregierungen Listen veröffentlicht, die darlegen, dass mehrere hundert Journalisten etwa für Moderationstätigkeiten Zahlungen erhielten. Abgesehen von einem Journalisten, Johannes B. Kerner, wurde in keinem Fall Stillschweigen über die Vertragsdetails vereinbart. Inwiefern es für Satiriker üblich ist Geld für Regierungsaufträge zu erhalten mag dahingestellt bleiben.
Transparent sollen die anderen sein: Dass ausgerechnet Dietmar Wischmeyer über seine Zusammenarbeit mit dem Staat keine weiteren Details an die Öffentlichkeit dringen lassen möchte, ist zudem bemerkenswert, da er regelmäßig für die heute-show tätig ist. Die Heute-Show gilt als eine der energischsten Verfechter eines Lobbyregister. Schon seit Jahren fordert Moderator Oliver Welke ein solches mit dem Hinweis auf fehlende Transparenz ein.
In einer Ausgabe vom 12.02.2021 in der unter anderem der Lobbyismus rund um die frühere Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU thematisiert wird, erklärt Oliver Welke: „Wir Bürger müssen schon erfahren welche Lobbyisten welchen Einfluss auf welche Entscheidungen nehmen – Transparenz halt“. In der Sendung vom 24.04.2020 führt Welke aus: „Und dann schlägt natürlich gerade die große der Stunde der Lobbyisten – wen wundert´s bei der vielen Staatskohle, die wegen Corona verballert wird“. Wie unsere Recherchen zeigen, haben von dieser „Staatskohle“ nicht nur Lobbyisten, sondern auch der in der heute-show gern gesehene Dietmar Wischmeyer profitiert.
Dietmar Wischmeyer – einer von vielen: Dietmar Wischmeyer ist damit schon der zweite Journalist, der im Auftrag des öffentlich-rechtlichen-Rundfunks arbeitet, sich an einer staatlichen Corona-Kampagne beteiligte und dafür (wohl) ein hohes Honorar kassierte. Erst kürzlich enthüllte pleiteticker.de exklusiv, dass der Wissenschaftsjournalist Eckart von Hirschhausen im Rahmen der Impfkampagne #dranbleiben des Bundeslandes Baden-Württemberg ein Honorar erhielt. Hirschhausen vereinbarte ebenfalls kein Stillschweigen mit der Landesregierung. Für sein Engagement kassierte er 71.400 Euro. Dass viele weitere Journalisten wie etwa Judith Rakers Geld für Moderationstätigkeiten und ähnliches Zahlungen vom Staat erhielten, konnte pleiteticker.de in einer früheren Recherche ebenfalls aufdecken.