
Sofort standen Menschen mit Bademäntel und Plastiktüten vor der Tür: In Herne (Ruhrgebiet) kündigte das städtische Schwimm- und Freibad „Wananas“ an, einen Duschtarif einzuführen. Für 1,50 Euro können Gäste künftig eine halbe Stunde lang das Bad nutzen – und so in Teilen wohl endlich mal wieder lange und heiß duschen.
„Man macht das Wasser kälter, man hat Sorge, wie hoch die Nachzahlungen werden. Deswegen wollen wir den Leuten einen sicheren Rahmen bieten“, sagt der Geschäftsführer der Herner Bädergesellschaft zu der geplanten Einführung des Duschtarifs. Der „Ultra-Kurztarif“ für 1,50 Euro soll Menschen die Möglichkeit geben, das Schwimmbad „Wananas“ in Herne für eine halbe Stunde aufzusuchen – so könne man ausgiebig duschen, die Toilette benutzen und sogar noch ein paar Bahnen schwimmen. Laut „Duschrechner“ der NRW-Verbraucherzentrale könnte man, gemessen an den Energiepreisen vom Juni 2022, daheim für das Geld nur knapp 10 Minuten duschen.
Pleiteticker.de hat bei den Bädergesellschaften anderer Städte nachgefragt, ob ähnliche Angebote in der Planung sind:
Hamburg und Düsseldorf halten das System für schwer umsetzbar
Die Bädergesellschaften aus Hamburg, Düsseldorf und Bremen gaben gegenüber unserer Redaktion an, dass so ein Angebot nur schwer einzuführen sei. Der Pressesprecher der Bädergesellschaft Hamburg erklärte, dass zwar ähnliche Absprachen mit sozialen Einrichtungen bestünden, ein grundsätzlicher Duschtarif wegen der Zeiterfassung, aber schwer umsetzbar sei.
Der Pressesprecher der Bädergesellschaft Düsseldorf, Marcus Werner, sagte Pleiteticker.de, dass er den Ansatz sehr lobenswert finde – Ähnliches momentan jedoch nicht einführen wolle. Wie bei seinem Kollegen in Hamburg liege dass an der Bürokratie: Der schwierigen Kontrollierbarkeit bei einem so komplexen Rabattierungssystem.
Die Bremer können sich den Duschtarif nicht leisten, Berlin erwägt ein Comeback
Die Bremer Bäder räumten gegenüber Pleiteticker.de ein, dass man wegen der Energiekrise im Minus sei und sich einen solchen Tarif deshalb nicht leisten könne. In der Hauptstadt Berlin gab es nach Angaben des Kundenservice früher ein ähnliches Angebot – dieses könnte in Zukunft möglicherweise wieder eingeführt werden.
In Herne soll es den „Ultra-Kurztarif“ ab Januar geben, wenn der Aufsichtsrat der Bädergesellschaft zustimmt. Die Reaktion auf den Tarif sei positiv: Nach ersten Medienberichten hätten sich schon Menschen mit Plastiktüte, bereit zum Duschen, am Eingang des „Wananas“ eingefunden, berichtet der Geschäftsführer.