- Für die Kreuzberger Grünen ist die Bronzeplastik „Der seltene Fang“ im Berliner Viktoriapark eine Darstellung „sexualisierter Gewalt“.
- Die Statue zeigt einen Fischer, dem eine barbusige Meerjungfrau ins Netz gegangen ist.
- Um etwas gegen Gewalt an Frauen zu tun, wollen die Grünen ein Hinweisschild, einen QR-Code oder eine ausgleichende Statue neben der Bronzeplastik – doch an der realen Bedrohung für Frauen in Berlin-Kreuzberg ist niemand anderes Schuld als die Grünen selbst.
Drogenhandel, Gewalt und riesige Müllberge bilden seit Jahren den traurigen Alltag in vielen Berliner Parkanlagen. Fragt man die Grünen Friedrichshain-Kreuzberg gibt es aber nur einen wirklichen Problempark. Und das ist nicht der berüchtigte Görlitzer Park, wo Gewalt, Kriminalität und Müllhalden-Flair seit Jahrzehnten Programm sind. Nein, es ist der deutlich beschaulichere Viktoriapark. Am Fuß des berühmten Kreuzbergs, meinen die grünen Bezirkspolitiker, wurde eine Vergewaltigung leibhaftig in Bronze gegossen – und das soll nun endlich ein Ende haben.
Die Bronzepastik „Der seltene Fang“ steht am Ende eines 24 Meter langen Wasserfalls und wurde im Jahr 1896 vom Bildhauer Ernst Gustav Herter geschaffen. Sie zeigt einen muskulösen, nackten Fischer, der erstaunt und zufrieden auf eine Meerjungfrau schaut, die ihm ins Netz gegangen ist. Die Nixe liegt barbusig und rückwärts gewandt auf dem Oberschenkel des Mannes, er packt beherzt ihre Flosse.
Es ist ein erotisches Bildnis, das durchaus sexuelle Assoziationen auslösen kann – immerhin sind beide Figuren nackt, die Nixe liegt im Schoß des Fischers, ihre Schamgegend ist nur dezent durch das Fischernetz und den Beginn ihres Fischschwanzes verdeckt. Trotzdem stellt die Statue keinen Geschlechtsverkehr dar, sondern eine mythologische Szene, in der ein Fischer unvermittelt das unfassbare Glück hat, eine genauso schöne wie erotische Meerjungfrau in seinem Netz zu finden.
Die Nixe „verharmlost, normalisiert und ästhetisiert“ sexualisierte Gewalt
Was nun das Problem an dieser detailverliebten, fast 130 Jahre alten Darstellung sein soll? Aus Sicht der Bezirks-Grünen „verharmlost, normalisiert und ästhetisiert“ die Darstellung sexualisierte Gewalt gegen Frauen. Deshalb hat die Politologin und grüne Fraktionssprecherin Sarah Jermentus in der Bezirksverordnetenversammlung Friedrichshain-Kreuzberg einen Antrag auf eine „kritische Kontextualisierung“ der Skulptur gestellt.
Dass der angenommene Akt zwischen Fischer und Meerjungfrau nicht einvernehmlich stattfindet, wird von der Grünen, die nach eigenen Aussagen „für eine geschlechtergerechte Gesellschaft“ kämpft, offenbar einfach so vorausgesetzt. Doch warum? Auch bei längerer Betrachtung der Statue finden sich keine Anzeichen, dass hier Gewalt oder konkret eine Vergewaltigung gezeigt wird. Im Gegenteil: Er hält ihre Hand und Flosse, sie stützt sich an seinem Unterschenkel ab. Die Meerjungfrau sieht weder angsterfüllt, noch gequält oder wütend aus – im Gegenteil: Der Fischer lächelt die Nixe voll Erstaunen an, sie lächelt zurück. Davon abgesehen, ist es mir sowieso ein Rätsel, wie genau der Sex mit einer Meerjungfrau angesichts des Fischschwanzes funktionieren sollte.
Doch die Grünen haben ihr Urteil längst gefällt. Für sie ist die Bronze eine Darstellung von Gewalt und das sei vor dem Hintergrund real existierender Gewalt nicht angemessen – deshalb müsse man nun reagieren. Verstärkung findet die Grüne – die mit ihrer Aussage beweist, dass sie weder über Kunstgeschmack noch über die Fähigkeit verfügt, echte Probleme von Befindlichkeiten zu unterscheiden – bei der Initiative „Nixen- und Meerfrauen*solidarität“. Die „Initiative gegen patriarchale Gewalt im öffentlichen Raum“, die sexualisierte Gewalt „canceln“ will, hat an der Statue am Frauentag des letzten Jahres Blumen und Kerzen niedergelegt – weil solche Skulpturen „Übergriffe auf Körper von Frauen* normal und sogar dekorativ erscheinen“ lassen würden. „Der seltene Fang“ selbst, sei Teil des Problems, „denn sexualisierte Gewalt ist #keinedeko, sondern ein Verbrechen!“
Bei dem Antrag der aktuell im Ausschuss „Diversity und Antidiskriminierung“ diskutiert wird, geht es laut Sarah Jermutus, die schon länger mit der Initiative in Kontakt steht, um „eine Auseinandersetzung“. Das könne „eine Infotafel sein, eine andere Skulptur, die das ins Verhältnis setzt, oder ein QR-Code.“
Mit dem QR-Code gegen Gewalt und Frauenhass
Ein QR-Code. Ein QR-Code gegen Gewalt an Frauen. Keine Bekämpfung der Gewaltkriminalität, die in Berliner Parks genauso normal ist wie der Bär auf unserem Wappen. Nein. Wenn es die fürchterliche Bronzestatue nicht gäbe, dann müsste ein paar Meter weiter nach grüner Logik wohl auch nicht das Mahnmal „Wir haben Gesichter“ stehen – an dem Ort, wo 2002 eine Frau von zwei Männern überfallen und vergewaltigt wurde.
Doch liebe Frau Jermutus, ich muss sie leider enttäuschen. Ich habe mein ganzes Leben direkt neben dem Görlitzer Park gewohnt und da gibt es keine frauenverachtenden Statuen oder Abbildungen – was es aber gibt, ist haufenweise Gewalt. Im Laufe meines Lebens habe ich immer und immer wieder davon gehört, das Frauen und Mädchen in meinem Alter am und im Park vergewaltigt wurden. Ich bin unzählige Male selbst von Drogendealern festgehalten und begrapscht worden. Ich wurde das erste mal von einem Araber angespuckt und als Nutte beschimpft, als ich noch in die Grundschule ging.
Nicht die Statue ist Schuld, sondern die Grünen
Wissen Sie woran das liegt? An der grünen Politik der letzten Jahrzehnte – einer Politik, die sich nicht mit realen Gefahren und Problemen, sondern mit der fanatischen Vorstellung von universalem Antirassismus und Queer-Feminismus beschäftigt. Die Polizei und Individualverkehr zunehmend aus unserem Viertel verdrängte, während gewalttätigen – tatsächlich patriarchal eingestellten – Drogendealern im Park Denkmäler gesetzt wurden. An all der Gewalt und der Angst, die Frauen in Berliner Parks dank ihrer Politik seit Jahren erdulden müssen, wird kein noch so großes und schönes feministisches Empowerment-Denkmal etwas ändern.