- Seit dem Atom-Aus am 15.04.23 muss Deutschland Strom importieren.
- Das Land importierte mehr als 1 Terrawattstunde Import innerhalb von drei Wochen.
- Energie-Experte Prof. Thess: „Starke Korrelation“.
Deutschland ist ein Strom-Exportland – eigentlich. Besonders in der zweiten April-Hälfte, seit die letzten drei Atomkraftwerke vom Netz gegangen sind, importiert Deutschland aber plötzlich größere Mengen Strom.
Seit dem 15. April ist die Atomkraft in Deutschland Geschichte. Seitdem greift Deutschland auf Strom aus dem Ausland zurück. Wurden in den ersten drei Monaten des Jahres noch insgesamt knapp 9,4 Terrawattstunden exportiert, IMPORTIERTE Deutschland in den vergangenen drei Wochen – seit dem Atom-Aus – mehr als eine Terrawattstunde.
Das entspricht knapp 4 Prozent des in Deutschland benötigten Stromes in den vergangene Wochen – in etwa dem Anteil, den die Kernkraft zuletzt eingenommen hatte.
Bundesnetzagentur will keine Bewertung abgeben
Auf Nachfrage wollte sich die Bundesnetzagentur nicht dazu äußern, warum Deutschland plötzlich mehr Strom importiert und was die Abschaltung der Atomkraftwerke damit zu tun haben könnte. Die Pressestelle verwies auf den europäischen Strom-Verbund, der Strom „dort erzeugt, wo dies am günstigsten möglich ist“.
Eine Sprecherin weiter: „Deutschland und die anderen europäischen Länder können so wechselseitig von den jeweils günstigsten Erzeugungsbedingungen profitieren.“
Energiesystem-Experte: „Starke Korrelation“
Energiesystem-Experte Prof. André Thess (Uni Stuttgart) hält eine Verbindung aus AKW-Abschaltung und plötzlicher Stromimporte für wahrscheinlich. Thess zu NIUS: „Nach derzeitigem Stand des Wissens besteht eine klare Korrelation zwischen den Strom-Importen nach Deutschland und der Abschaltung der Kernkraftwerke.“
Wenn ein Land vom Strom-Exporteur zum Importeur wird, gebe es drei mögliche Ursachen, so Prof. Thess: „Wenn sich der Strombedarf, die Menge erneuerbarer Energie oder die Menge grundlastfähiger Energie verändert – im vorliegenden Fall mit dem Ausstieg aus der Kernenergie liegt die Vermutung nahe, dass das der Grund ist.“
Mit Gewissheit lasse sich dies aber erst nach Analyse der Daten in einigen Wochen sagen.