
1889 – in diesem Jahr wurde in Ingolstadt die Bäckerei Erhard gegründet. Mehr als 130 Jahre versorgte sie die bayerische Stadt mit Brot, Lebkuchen und weiteren Leckereien. Von einst sieben Filialen blieben zuletzt noch zwei – von denen vor allem eine in Ingolstadt „über die Maße“ beliebt war: Als Treffpunkt und Event-Location mit kleiner Konzertbühne.
Das Geschäft florierte so sehr, dass Inhaber Wolfgang Erhard mit dem Gedanken spielte eine weitere Filiale im Norden der Stadt aufzumachen – doch mit diesem Traum ist es wohl vorbei. Die Bäckerei Erhard ist insolvent.
„Wir genießen das, was wir tun und es macht uns glücklich, wenn wir Sie täglich mit bestem Backwerk verwöhnen können“ – und das mehr als ein Jahrhundert lang. So beschreibt die Bäckerei Erhard das „Meisterei Handwerk“ ihres Betriebs, der laut Website vor einiger Zeit noch über hundert Mitarbeiter beschäftigte. Wolfgang Erhard hatte den Betrieb 1993 von seinen Eltern übernommen und auf sieben Filialen vergrößert – doch davon bleiben heute nur noch zwei. Zwei beliebte Ingolstädter Treffpunkte, die es im schlimmsten Fall bald nicht mehr geben könnte.
Die Handwerksbäckerei musste Insolvenz anmelden, zu den konkreten Gründen gibt es bisher keine Äußerungen. Wahrscheinlich ist, dass die Bäckerei – wie viele andere – mit den steigenden Energie- und Rohstoffpreisen zu kämpfen hat. Denn nicht nur die Energiekosten sind explodiert: Auch und besonders Grundzutaten für die Backwaren, wie Mehl und Zucker, unterliegen massiven Preissteigerungen.
Wie Ingolstadt Today berichtet, gab am letzten Wochenende zahlreiche Stammtische in der bayrischen Stadt die kein anderes Thema als die Frage hatten, wie ein so „florierender“ und beliebter Betrieb insolvent gehen konnte. Gerade die Meisterei in der Haunwöhrer Straße sei bei den Ingolstädtern so beliebt gewesen, dass man bei schönem Wetter kaum einen Platz ergattern konnte. In der Erhard-Filiale konnte man nicht nur Leckereien genießen, man kam dank nder kleinen Konzertbühne auch musikalisch auf seine Kosten – konnte zum Beispiel Klavier-Musik lauschen.
Die Mitarbeiter der Bäckerei wurden am 4. November über das bevorstehende Insolvenzverfahren informiert. „Die Löhne und Gehälter für die Monate Oktober, November und Dezember sind durch das Insolvenzgeld abgesichert“, erklärt der Insolvenzverwalter, Rechtsanwalt Joachim Exner, gegenüber dem Donaukurier. Die vorläufige Insolvenzverwaltung begann am 31. Oktober, wie die Zeitung berichtet – bis zum 28. November hat der Rechtsanwalt Zeit als Gutachter zu eruieren, ob eine echte Chance auf die Fortführung des Unternehmens besteht.
Sollte er zu dem Ergebnis kommen, dass die Fortführung des Traditionsbetriebs nicht realistisch ist, könnte Ingolstadt eine seiner ältesten, noch handwerklich arbeitenden Backstuben und einen beliebten Treffpunkt verlieren.