
Radikaler Einsparkurs in Chemnitz: Sozialbürgermeisterin Dagmar Ruscheinsky (Parteilos) will rund zwei Millionen Euro einsparen und geht deshalb drastische Schritte. Alle acht Familienzentren der Stadt sollen zum Ende des Jahres dichtmachen. Sozialarbeiter in Kitas, Integrationshelfer in Schulen und Streetworker, die sich um Jugendliche kümmern – keiner ist vor den Einsparmaßnahmen sicher.
„Es ist eine Katastrophe, der reine Wahnsinn“, sagt Stadtrat Maik Otto von der SPD zu den Einsparmaßnahmen gegenüber tag24. Er will das Vorhaben der Sozialbürgermeisterin nicht mittragen – „Das kann ich nicht mit meinem Gewissen vereinbaren.“ Wie Otto wollen sich auch andere Mitglieder des Stadtrates gegen die Schließung der Familienzentren, der sozialen Projekte und Jugendklubs wehren.
Kati Riemer ist eine der Mitarbeiterinnen eines Familienzentrums, die ihren Job verlieren könnte. Sie könne noch gar nicht glauben, was die Sozialbürgermeisterin durchsetzen möchte. „Zu uns kommen jede Woche rund 50 Familien aus dem ganzen Stadtgebiet. Nach 17 Jahren soll hier in sechs Wochen einfach Schluss sein und wir arbeitslos“, so Riemer gegenüber tag24.
Protest gegen die Schließungen ist derweil auch vom Stadtelternrat angekündigt. Vorsitzende Franziska Jahn glaubt, dass Frau Ruschensky nicht bewusst ist, „welche dramatischen Folgen diese Kürzungen in der Prävention nach sich ziehen, was hier alles wegbricht.“ Ähnliche Sorgen teilt die AWO. Wird den Familien die Unterstützung gestrichen, wachsen nach ihrer Einschätzung die Ausgaben für nachfolgende Leistungen, wie etwa Erziehungshilfen, an. Das bedeutet: Die Maßnahme würde nur kurzfristig Geld sparen, langfristig hätte die Stadt Mehrausgaben zu bewältigen.