Der Fall des grünen Nachwuchspolitikers, der eine 68-jährige Rentnerin aus ihrer Kreuzberger Wohnung verdrängt, wird immer spektakulärer.

Kein Mensch muss mehr seine Wohnung aufgeben, Großkonzerne wie die Deutsche Wohnen sollen enteignet und sozial schwache Menschen unterstützt werden – genau damit machen die Grünen regelmäßig Wahlkampf. Doch ausgerechnet die Realität wird nun zur besten Realsatire: Denn ausgerechnet der reiche Vater eines Münchner Nachwuchs-Grünenpolitikers hat in Kreuzberg eine 68-jährige Rentnerin aus ihrer Wohnung geklagt. Und mehr noch: Beim Käufer der Immobilie handelt es sich um den Filmproduzenten Stephan Rebelein, der vorrangig für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk arbeitet.
Wie die Bild berichtet, habe die Rentnerin Giovanna L. 38 Jahre lang in ihrer 52 Quadratmeter kleinen Wohnung gelebt. Die Wohnung habe damit wohl einen hohen emotionalen Wert für Giovanna, sei ihr Lebensmittelpunkt. „Mein Bruder ist in dieser Wohnung gestorben. Meine Freundin wohnt im fünften Obergeschoss.“ Wahrscheinlich dachte die 68-jährige, die im Jahre 1980 von Italien nach Deutschland zog, dass sie ihren Lebensabend in eben dieser Wohnung verbringen würde. Doch dann kam Stephan Rebelein.
„Am Telefon bat ich ihn, zu verlängern.“
Rebelein ist ein bekannter Filmproduzent, der für die ARD die Kult-Serie „Verrückt nach Meer“ produziert. Das heißt: Der Erwerb von Giovannas Wohnung wurde zumindest zum Teil mit unseren Rundfunkgebühren bezahlt. Im März 2021 kaufte er die Wohnung der Seniorin, drei Monate später schickte er ihr die Kündigung. Wie Giovanna gegenüber Bild berichtet, sollte sie im Februar 2022 ausgezogen sein. „Am Telefon bat ich ihn, zu verlängern.“ Wenig später soll sie Post von Rebeleins Anwalt bekommen haben.
Der Fall ging vor Gericht und wurde letzte Woche Donnerstag beschieden. Bevor das Urteil verkündet wurde, versammelten sich zahlreiche Menschen – Nachbarn, Freunde und Leute aus dem Kiez – vor dem Gerichtsgebäude, um ihren Unmut Kund zu tun. Sie hatten Schilder und Transparente mit Sprüchen wie „Eigentum macht hässlich“ und „Giovanna muss bleiben“. Doch es nützte nichts: L. muss aus die Wohnung verlassen, damit der Grüne Nachwuchs in Berlin Politik studieren kann.
„Eigentlich will ich aber bleiben.“
Ihr Anwalt konnte einen Vergleich mit der Gegenseite verhandeln. Giovanna erhält 30.000 Euro Entschädigung und darf bis zum Ende des Jahres in der Wohnung bleiben – eine Einigung, die nicht selbstverständlich ist, immerhin hat ein Vermieter in Deutschland grundsätzlich das Recht Eigenbedarf anzumelden.
L. sagte der Berliner Zeitung, dass sie mit dem Urteil zufrieden sein müsse, „eigentlich aber bleiben“ wolle. Die Rentnerin müsse sich nun auf Wohnungssuche begeben. Bisher musste sie 378,19 Euro warm für ihre Wohnung bezahlen, eine neue Wohnung mit ähnlichen Konditionen zu finden, wird in Berlin schwierig – vor allem in ihrem Heimat-Kiez Kreuzberg, in dem die Mieten seit Jahren explodieren. Giovanna kann maximal 500 Euro im Monat aufbringen.