Putin kündigt an, in seinem Nachbarland Belarus russische Atomwaffen zu stationieren. Damit rücken russische Atomwaffen näher an den Westen Richtung NATO.
Russlands Präsident Wladimir Putin gab am Samstagabend im Staatsfernsehen bekannt, dass Russland mit Belarus die Stationierung taktischer Nuklearwaffen auf dessen Gebiet vereinbart hat. Taktische Atomwaffen haben eine Reichweite von mehreren hundert Kilometern. Putin verwies dabei darauf, dass auch US-amerikanischen Atomwaffen in Europa auf dem Territorium ihrer Verbündeten stationiert sind.
Keiner der US-Atomwaffen in Europa sind allerdings in Staaten stationiert, die direkt an Russland grenzen. Östlich von Deutschland sind in keinen NATO-Staat Atomwaffen stationiert. Mit Putins Ankündigung rücken jetzt also russischen Atomwaffen näher gen Westen Richtung NATO.
Der Schritt erfolge als Reaktion auf die Lieferung von abgereicherter Uranmunition aus Großbritannien an die Ukraine, hieß es aus Moskau. Diese Munition besitzt eine hohe Durchschlagskraft gegen Panzer, wird jedoch als konventionelle, also nicht-nukleare Munition, betrachtet.
Trotzdem warnte Putin im Staatsfernsehen vor dem Einsatz solcher Geschosse und betonte ihre Schädlichkeit und Gefährlichkeit für den Menschen, da sie radioaktiven Staub und kontaminierte Böden verursachen. Er erwähnte auch, dass Russland Hunderttausende solcher Geschosse besitzt, sie aber bisher nicht eingesetzt wurden. Großbritannien verwendet seit Jahrzehnten abgereichertes Uran in panzerbrechenden Geschossen, und das Verteidigungsministerium in London warf Putin Falschinformationen vor, nachdem er von einer „nuklearen Komponente“ gesprochen hatte.
Putin fügte hinzu, dass der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko schon lange darum gebeten hatte, atomare Waffen auf seinem Staatsgebiet zu stationieren. Russland hat zehn Flugzeuge in Belarus stationiert, die als Träger solcher Waffen geeignet sind. Dazu kommen taktische Iskander-Marschflugkörper, die zum Abschuss von Nuklearwaffen geeignet sind. Die Kontrolle über die Waffen bleibt bei Russland.
Der Bau eines Schachts für die Atomwaffen in Belarus soll am 1. Juli abgeschlossen sein, wie der Kremlchef ankündigte. Minsk äußerte sich dazu noch nicht. Belarus und Lukaschenko sind enge Verbündete Moskaus, wobei Lukaschenko stark von Putins Unterstützung abhängig ist.