Von EMILIE BRUMMEL und JULIAN REICHELT
Am Schicksal der Bäcker sehen wir, wie unser Land zugrunde gerichtet wird. „Ich war soweit, dass ich sage, ich spring von der Brücke.“ Das sagt Andreas Rother, ein gestandener Mann und Bäckermeister aus Winterhausen bei Würzburg. Er ist der einzige Bäcker in dem kleinen Örtchen am Main – und er kann nicht mehr: „Du verbrennst alles, nicht nur dein Geld und dein Besitztum, sondern auch dich selbst.“

Unser Brot ist in Not!
Kaum jemand ist von der dramatischen Energiekrise, die in unserem Land wütet, so betroffen wie die Bäcker. Jeden Tag lesen wir von Bäckereien, die pleite gehen. Oft sind es Betriebe mit großartiger Tradition, Bäckereien, die den Dreißigjährigen Krieg überstanden haben, aber nicht mehr die Wirtschaftspolitik der Grünen.
Wir sind durchs Land gereist und haben mit den Bäckern, die um ihre Existenz bangen oder bereits aufgegeben haben, gesprochen. Diese Menschen haben nichts falsch gemacht – und stehen dennoch vor dem Nichts.
„Ich schlafe eigentlich nur noch mit zwei Schlafmitteln ein“, erzählt Detlev Gemünd. Er hat seine 4 Filialen im Ahrtal – und bei der Flut alles verloren. Das Lebenswerk: In wenigen Stunden zerstört. Wieder aufgebaut. Jetzt steigen die Stromkosten in der Branche von 710.000 Euro auf 2,7 Millionen Euro. Er ist resigniert: „Ich fühle mich verlassen. Ich fühle mich im Stich gelassen.“

Bernd Siefert, Konditorweltmeister aus Michelstadt in Hessen, ist fassungslos, wie er und seine Kollegen von der Politik in die Pleite getrieben werden: „Die sitzen in ihrem Elfenbeinturm und kriegen gar nicht mit, was draußen passiert. Die sehen nur irgendwelche Zahlen und Berichte, die von irgendwelchen Menschen gemacht werden, die aber nichts mit der Realität draußen zu tun haben. Die haben auch noch nie eine Nachtschicht mitgemacht.“
Deutschland im Herbst 2022 – es ist eine Reise durch das Land der sterbenden Bäcker.