- Olaf Scholz hat auf der Kundgebung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) in Koblenz eine Rede gehalten.
- Der Kanzler wurde dort neben Applaus auch mit Buhrufen und Pfiffen empfangen.
- Schon bei der Kundgebung der DGB im letzten Jahr war er massiv ausgebuht, ausgepfiffen und mit Schreien übertönt worden.
Es dürfte ein Dé·jà-vu für den Kanzler gewesen sein: Auch dieses Jahr wurde Olaf Scholz auf einer 1. Mai-Kundgebung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) ausgebuht. Schon 2022 hatte er auf dieser Veranstaltung eine Rede gehalten, die nicht bei allen gut angekommen war. Damals hatte er unter anderem im Kontext des Ukraine-Krieges Pazifismus als zynisch bezeichnet. Das tat er damals brüllend, im Stil einer Kampfrede. Das Publikum, das sich weniger wegen außenpolitischer Themen und mehr wegen der Forderungen nach besseren Arbeitsbedingungen am Tag der Arbeit beim Gewerkschaftsbund versammelt hatte, antwortete darauf mit ähnlich aufgeheizter Stimme. Olaf Scholz wiederum versuchte dies auch zu überbrüllen und so schaukelte sich die Stimmung hoch. Noch gezeichnet von seiner letzten Rede, wollte er dieses Mal wohl sicherer spielen – und beschränkte sich auf die üblichen Gewerkschaftsthemen.
Noch gezeichnet von seiner letzten Rede, wollte er dieses Mal wohl sicherer spielen und beschränkte sich in Koblenz bei der Hauptkundgebung auf die üblichen Gewerkschaftsthemen. Er erzählte von den Gewerkschaften als starke Säule der Gesellschaft, mehr Ausbildung in den Betrieben und Respekt vor der Arbeit. Doch so ganz hat ihm seinen Auftritt vom letzten Jahr noch nicht verziehen. Den Auftritt kündigte er am Samstag in einem Video auf seinem Twitter-Account an – mit viel Gendern und wenig Inhalt. Statt sich selbst als ehemaligen Anwalt für Arbeitsrecht zu bezeichnen wählte er den darstellerischen Umweg sich als „ehemaliger Arbeitnehmerinnen- und Arbeitnehmeranwalt“ zu betiteln. Er stellt in dem Beitrag tatsächlich mehrere Sätze extra so um, dass er sie gendern kann, ein besonderes Highlight: „Manche sprechen schon vom Arbeiter- oder Arbeiterinnenmangel.“
Der DGB hat den diesjährigen Tag der Arbeit unter das Motto „UNGEBROCHEN SOLIDARISCH“ gestellt. Man wolle auch in ruhigen Zeiten ein solidarisches Miteinander beweisen – das wolle man bei Protesten auf der Straße beweisen. Das ist gleich aus zweierlei Hinsicht ironisch. Zum einen: Gegen wen geht man hier auf die Straße? Die Regierung? Die tritt allerdings selbst auf der Kundgebung auf. Wohl um gegen sich selbst zu demonstrieren? Zum anderen symbolisieren die Demonstrationen zum 1. Mai vieles, aber wohl keinen solidarischen Zusammenhalt.