- Bis 2022 waren die Benin-Bronzen nationales Eigentum Deutschlands.
- Das kulturelle Erbe wurde ans nigerianische Volk zurückgegeben.
- Kurz vor Ende seiner Amtszeit überträgt der nigerianische Präsident das Eigentum an den Oba von Benin.
- Die deutsche Regierung erlebt nun, was voreilige Rückgaben für Konsequenzen haben.
Der nigerianische Staatspräsident Muhammadu Buhari vollbringt kurz vor Ende seiner Amtszeit – sein Nachfolger steht schon in den Startlöchern und wird demnächst vereidigt – ein Meisterstück. Per Erlass gibt er bekannt, dass er sämtliche Benin-Artefakte dem Oba von Benin übertragen habe. Alle verbundenen Rechte für Aufbewahrung und Verwaltung gehen damit einher, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung unter Berufung auf nigerianische Medien berichtet.
Der Oba von Benin könne nach freiem Ermessen entscheiden, ob und wie die Erhaltung der Objekte abläuft. Die Stichworte Ausstellung, Öffentlichkeit, Wissenschaft oder Leihgabe fallen nicht mehr. Aus dem Nationaleigentum Deutschlands wurde damit in weniger als einem Jahr exklusiver Privatbesitz eines Autokraten.
Damit fällt dieser Schatz, der eigentlich laut Kulturstaatsministerin Claudia Roth „die Wunden der Vergangenheit heilen“ sollte, einem Königshaus in die Hände. Ein Königshaus, welches schlimmste Kriegsverbrechen und Menschenrechtsverletzungen begangen hat.
Für Außenministerin Annalena Baerbock, welche sogar persönlich die Benin-Artefakte mit einem Staatsakt in Abuja übergab, endet dieser Schritt zum Aufpolieren des Image in einer Katastrophe. Dabei hat sie in ihrer Rede noch überschwänglich die Finanzierung eines Kunstpavillons vor Ort für exakt diese Werke angekündigt.
Stattdessen werden alle Interessierten im Privatmuseum des Oba einen Rundgang machen müssen – Einlass vorausgesetzt. Das ganze Fiasko hätte verhindert werden können: Es war schon vor der Übergabe klar, dass es zwischen der nigerianischen Regierung und dem Oba von Benin kriselt, sogar mit Gewalt wurde gedroht. Mit der Übergabe der Bronzen ist nun voerst Frieden hergestellt.
Und grundsätzlich bediente sich die nigerianischen Elite gerne am Nationalerbe. Für einen Staatsbesuch in den USA im Jahr 1961 brachte der damalige Präsident Nigerias einfach Elfenbeinkunst aus dem Nationalmuseum Lagos mit. Rund ein Jahrzehnt später wurde ein Bronze-Gedenkkopf aus dem 17. Jahrhundert aus der Nationalgalerie entnommen. Das Stück wurde als Geschenk an Königin Elisabeth anlässlich eines Besuchs übergeben. Die Briten dachten an eine Kopie, erst 30 Jahre später kam heraus: Das Original steht auf Schloss Windsor.