
1950 gründete die Familie Espig die gleichnamige Metzgerei. Mittlerweile befindet sich das Unternehmen in der dritten Generation. Derzeit sind noch 17 Mitarbeiter angestellt, das wird sich aber in den nächsten Wochen ändern. Denn das Unternehmen hat Insolvenz angemeldet, die Metzgerei wird für immer ihre Türen schließen.
Auch den Espigs haben die hohen Energiepreise das Genick gebrochen. Sie haben sich mehr als verdoppelt, so „dass wir die Ausgaben unternehmerisch nie und nimmer hereinholen können“. Während sie in den vorherigen Jahren noch 60.00€ für Strom und Gas zahlten, so werden es dieses Jahr voraussichtlich 150.000€ sein. Dabei haben sie bereits Glück im Unglück, denn ihr Gaspreis ist aufgrund eines langfristigen Vertrages stabil geblieben. Doch ihr Stromanbieter kündigte, der Neue war dann deutlich teurer. Für die Verarbeitung von Fleisch wird viel Energie zum Kühlen und auch zum Kochen benötigt.
Vor zehn Jahren hatte das Unternehmen noch 16 Filialen, dann kam eine neue Vorschrift der Europäischen Union. Durch diese waren die Espigs zu einer Millioneninvestition für neue Schlachteinrichtungen gezwungen. Die Kosten konnten sie damals nicht stemmen. Aus den ehemals 16 Filialen bleibt heute nur noch die eine.
Der Geschäftsführer Jürgen Espig und sein Vater Horst Espig schließen sich der Kritik des Deutschen Fleischer-Verbandes (DFV) an. Herbert Dohrmann, Präsident des DFV beklagt die Verteilung von Hilfsmitteln, diese gehen beinahe exklusiv an große industrielle Schlachtbetriebe. Diese stehen in Konkurrenz zu mittelständischen Betreiben wie dem der Espigs. „Die Politik macht den Mittelstand und das Handwerk komplett kaputt“, so Herbert Dohrmann.
Zwar wissen die Espigs, dass der Trend zu Billigfleisch aus der Discountertheke geht, aber sie wollten weitermachen. Sie haben bereits ihr Geschäftsmodell ausgeweitet, einen Partyservice angeboten, aus ein Frühstücks- und Grillmobil verkauft und einen Imbiss eingerichtet. Auch um Stromkosten zu sparen, waren sie fleißig, sie haben eine Fotovoltaik-Anlage installiert und betreiben ein Blockheizkraftwerk. Doch am Ende reichte es nicht.
Die Espigs wissen, dass sie kein Einzelfall sind. Sie kriegen das Aussterben von mittelständischen Metzgereien und Bäckereien mit. Anderen Familienunternehmen raten sie, sich so schnell wie möglich Hilfe zu organisieren, wenn sie in eine prekäre Lage kommen.