
Im Nachgang des WM-Halbfinales zwischen Marokko und Frankreich kam es in der südfranzösischen Stadt Montpellier zu einem in Teilen sehr bedrohlichen ethnischen Bandenkrieg. Mehrere Tage lang bekriegten sich Gruppen von Nordafrikanern und „gitans“, also ethnischen Zigeunern. Anstoß des Konflikts war die Tötung des 14-jährigen Marokkaners Aymen. Dieser wurde bei Randalen nach dem Ausscheiden Marokkos im Halbfinale gegen Frankreich von einem Auto angefahren und erlag später seinen Verletzungen im Krankenhaus.
Videos auf Twitter zeigen, wie der Tötung ein Zwischenfall vorausgeht, bei der eine Gruppe mutmaßlich aus dem Maghreb stammender Menschen den Fahrer bedrängt und eine Frankreich-Fahne von seinem Auto reißt. Nachdem lange spekuliert wurde, wer der Fahrer des Autos gewesen sein könnte, stellte sich nun schlussendlich heraus, dass dieser ein „gitan“ gewesen sein soll. Wie aus Berichten der Lokalpresse und Videos auf sozialen Netzwerken hervorgeht, kam es im Anschluss daran zu Vergeltungsaktionen des maghrebinischen Community. So schlossen sich mehrere Hundert Nordafrikaner zusammen, um Viertel und Wohnorte der ziganistischen Minderheit aufzusuchen und nach dem Täter zu suchen. Videos zeigen, wie bewaffnete Gruppen das Viertel Mosson-la Paillade und den sogenannten Jupiter-Block stürmen. Im Rahmen des Angriffs kam es unter anderem zu einem Angriff auf einen „gitan“, dem die Kehle durchgeschnitten wurde , aber auch zu mehreren Brandanschlägen und verwüsteten Wohnungen. Der Tatverdächtige wurde dabei nicht aufgefunden.
Die Ausschreitungen veranlassten auch den Vorsitzenden der ziganistischen Minderheit, Fernand Maraval, zwischenzeitlich an die Öffentlichkeit zu gehen. Er bat unter anderem darum, dass der Fahrer sich der Polizei stelle, weil er keinen „Krieg“ wolle. Zudem berichtete er von Gewaltsituationen, in den Männer mit Kalaschnikow-Gewehren Menschen bedrohten und Brandanschläge verübten, die die ganze Community in Angst und Schrecken versetzten. Die Präfektur Hérault, in der sich die Gewaltdelikte ereigneten, stellte mehr als 100 Beamte für die Krawallnächte zum Wochenende ab, konnte aber die Gewalttäter nicht zähmen. Schlussendlich wurde der Konflikt vergangenes Wochenende beigelegt, weil Vertreter der Zigeuner-Minderheit, Maghrebiner und der Imam der lokalen Moschee zu einem Friedensgipfel zusammenkamen und einen Waffenstillstand aushandelten. Bei Spielen der vergangenen Weltmeisterschaft kam es immer wieder zu teils schweren Ausschreitungen nach Spielen Marokkos. Bei dem Spiel um Platz 3 zwischen Marokko und Kroatien mussten frankreichweit 13.000 Polizisten abbestellt werden, darunter 2.450 in Paris. Beim Finale zwischen Frankreich und Argentinien am folgenden Sonntag waren 14.000 Beamte im Einsatz, darunter 2.750 in Paris.