Der bekannte Migrationsforscher Ruud Koopmans hat die mangelnde Abgrenzung der Politik von islamischen Extremisten kritisiert. Bei „Schuler! Fragen, was ist“ sagte er, eine „Trennlinie“ zum Islamismus fehle „komplett“.
Der Berliner Migrationsforscher Ruud Koopmans kritisiert die mangelnde Abgrenzung der deutschen Politik von extremistischen Organisationen des politischen Islams. Gegenüber dem Interview-Portal „Schuler! Fragen, was ist“ sagte Koopmans, gegen den Einfluss von Islamisten „kann man etwas dagegen tun, indem man zumindest in Europa versucht, die Geldflüsse aus autokratischen, islamistischen Ländern an Organisationen und Moscheevereine zu unterbinden und deren Einfluss einzudämmen. Leider muss man sagen, dass eher das Gegenteil passiert. Dass eine Organisation wie die türkische DITIB oder der Zentralrat der Muslime in Deutschland, der als Mitgliedsorganisation ATIB hat, laut Verfassungsschutz die mitgliederstärkste, rechtsextreme Organisation Deutschlands, die starke Verbindungen hat zu ultranationalistischen Kreisen in der Türkei oder auch das Islamische Zentrum Hamburg, das ein Auslandsableger des Mullah-Regimes ist… – dieser Zentralrat der Muslime ist ein ‚angesehener‘ Gesprächspartner der großen politischen Parteien, von CDU, SPD, den Grünen. Zum Teil profitiert auch DITIB von Subventionen und ist auch gern gesehener Gast bei vielen Politikern. Während sich mittlerweile eine harte Trennlinie gegen Extremismus rechts durchgesetzt hat, fehlt diese Trennlinie komplett, wenn es um den Islamismus geht.“
Auf die Frage nach den Ursachen für Migranten-Krawalle in der Berliner Silvesternacht und bei anderen Anlässen sagte Koopmans: „Das liegt daran, dass ein Teil der migrantischen Bevölkerung auch in der zweiten und dritten Generation fast in einer Art von Parallelwelt lebt, die diese Gesellschaft ablehnt. Das hat zu tun mit Entwicklungen in den Herkunftsregionen und -ländern, wo islamistische, fundamentalistische Regierungen, Strömungen einflussreich geworden oder an die Macht gekommen sind und ständig gegen den Westen und Andersgläubige hetzen. Das übersetzt sich natürlich auch in den Einwanderungskontext, weil die Medien, die man ja heute locker aus den Herkunftsländern mitbekommt, diesen Hass und diese Hetze auch hier ankommen lassen. Das führt zu einer ablehnenden Haltung gegenüber dieser Gesellschaft, das führt auch zu einer Stärkung von homophoben, frauenfeindlichen, antisemitischen Einstellungen, die sich dann in solchen Gewalttaten äußern.“
Auf die Frage, wie er gelungene Integration definieren würde, sagte der Forscher: „Integration ist die Annäherung an den Durchschnitt der Gesellschaft, in die man einwandert. Da geht es vor allem um die Kernbereiche Bildung und Arbeitsmarkt, im Negativen geht es da um Kriminalität oder politische Gewalt. Wenn die Arbeitsmarktsituation der Einwanderer genauso gut ist, wie die der Einheimischen, wenn sie nicht überrepräsentiert sind in den Kriminalitätsstatistiken, dann ist Integration gelungen.“