Hat Gesundheitsminister Lauterbach sich mit erfundenen Drittmittelversprechen und weiteren falschen Angaben zwei Professuren erschlichen? Recherchen des Verlegers Thomas Kubo und der Welt am Sonntag legen genau das nahe.

Es war Herbst 1995, als die Tübinger Eberhard-Karls-Universität eine Professur für „Gesundheitssystemforschung“ ausschrieb. Karl Lauterbach, damals 32 Jahre alt, bewarb sich. Wie die Welt am Sonntag berichtet, allerdings mit einem Lebenslauf, der sich “mit seiner tatsächlichen Laufbahn nicht in Einklang bringen” ließ.
Der heutige Gesundheitsminister gab nämlich an, Leiter eines Brustkrebs-Forschungsprojekts zu sein, das vom Bundesgesundheitsministerium gefördert wurde und versicherte, er würde „einen beträchtlichen Teil“ seiner eingeworbenen Drittmittel nach Tübingen mitbringen. Die Rede soll von Forschungsgeldern in Höhe von zwei Millionen D-Mark gewesen sein.
Wie die Welt herausgefunden hat, ist ein solches Projekt beim Bundesgesundheitsministerium allerdings nicht bekannt, sondern lediglich eine Studie, bei der Lauterbach nicht als Autor genannt wird.
Lauterbach sei auch nicht als Autor in einem Buch zu diesem Thema aufgeführt, das der heutige Minister in den Unterlagen angegeben hatte. Sein Name tauche in der Publikation gar nicht auf, heißt es in der Welt, obwohl er sich in seiner Bewerbung als „Studienleiter“ bezeichnet habe.
„Karl war nicht an der Beschaffung der Förderung beteiligt.“
Außerdem soll Lauterbach mit weiteren Drittmitteln in Höhe von 100.000 US-Dollar für sich geworben haben, und zwar für eine Studie mit dem Titel „Cost-Containment and the Diffusion of new Technology in Health Care“. Der damalige Studienleiter erklärte der Welt allerdings, dass er selbst die 100.000 Dollar beschafft habe: „Karl war nicht an der Beschaffung der Förderung beteiligt.“ Lauterbach sei lediglich an der Konzeption und Analyse der Projektphasen beteiligt gewesen.
Weiter soll Lauterbach behauptet haben, dass ihn die Robert-Bosch-Stiftung für ein Buchprojekt gefördert habe. Die Stiftung teile jedoch mit, dass eine Förderung zwar zugesagt, jedoch nie ausgezahlt worden sei, da das Buch nicht fertiggestellt worden sei. Auch andere von Lauterbach damals angeführte Publikationen sollen zum Zeitpunkt der Bewerbung noch nicht veröffentlicht gewesen sein.
Der aufgebauschte Lebenslauf zeigte Wirkung: Die Uni Tübingen bot Lauterbach die Stelle an. Doch der lehnte ab – um sich mit der Zusage aus Tübingen und einer weiteren aus Greifswald im Rücken an der Uni Köln zu bewerben. Mit Erfolg: Wenige Wochen später erhielt er dort eine Professur für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie.