
Das rheinländische Dorf Eichelhardt mit 500 Einwohnern verliert seinen einzigen Bäcker – und neun Angestellte ihren Arbeitsplatz. Ganze 111 Jahre versorgte die Traditionsbäckerei Schumacher den Ort mit Backwaren. Doch die Kosten-Explosion für Energie und Lebensmittel kann der Bäcker nicht mitmachen. Für die Gemeindebewohner bedeutet das jetzt: Wer kein Auto hat, ist über eine Stunde unterwegs, um an Brot zu kommen.
Wir haben mit den Bewohnern gesprochen.
Vor einigen Jahren gab es in Eichelhardt noch einen Metzger und einen Bäcker. Der tägliche Bedarf an Lebensmitteln konnte für die Eichelhardter somit im Ort gedeckt werden. Vor wenigen Jahren musste erst der Metzger und jetzt die Bäckerei Schumacher ihren Türen schließen. Brot bekommt man jetzt nur noch in der nächsten Kreisstadt im Supermarkt.
„Es ist ein herber Verlust“ erzählt uns ein Anwohner, der den Bäcker sehr gut kannte im Gespräch. Über 60 Jahre lang kaufte er jede morgen bei der Bäckerei ein – er erlebte drei Generationen des Familienunternehmens als Kunde. Selbst seine Großeltern waren schon Kunden der Dorfbäckerei.
„Das ist jetzt alles weg.“ – und das hat schwere Folgen für die rund 500 Einwohner:
Um sich selbst mit Brot zu versorgen, müssen die Eichelhardter nun auf umliegende Gemeinden ausweichen. Im Dorf selbst gibt es keine Möglichkeit mehr Brot zu kaufen.
Mit dem öffentlichen Nahverkehr ist man teils eine Stunde unterwegs.
Für Menschen ohne Führerschein oder Menschen, die nicht mehr Auto fahren können, wird das Einkaufen von essentiellen Lebensmitteln zur Odyssee.
„Ich kann mir vorstellen, dass es gerade für Senioren, die nicht mehr gut Auto fahren können, schwierig werden könnte“, sagte uns der Anwohner.
Der Verlust der Bäckerei sorgt bei den Eichelhardter auch für Irritation: „Früher hat eine Kollegin mir noch gesagt ich werde Bäcker, das ist krisenfest, Brot essen die Menschen immer – das ist jetzt scheinbar nicht mehr so.“
Am Samstag, den 29. Oktober, schloss die alteingesessene Bäckerei Schumacher in Eichelhardt ihre Türen für immer. Auch die Filiale im benachbarten Altenkirchen hat zugemacht. „Ich muss das jetzt erst einmal verarbeiten. […] es wird nie wieder das Gleiche sein“, sagt Bäckermeister Björn Schumacher dem AK-Kurier.
Grund für das Ende des Betriebes sind nach Angaben Schumachers die Energiekosten. Diese seien für ein kleines Unternehmen nicht mehr tragbar. Zuvor hatte die Bäckerei wegen Corona-bedingter Umsatzrückgänge ein Insolvenzverfahren durchlaufen – aus dem sie gesund zurückkam. „Wir waren auf einem guten Weg, aber mit den auftretenden Problemen können wir leider nicht weitermachen“, so Schumacher gegenüber dem AK-Kurier. „Die Kosten für Rohstoffe und Energie, die eine Bäckerei ja benötigt, sind in kurzer Zeit so weit gestiegen, dass wir erneut Preise erhöhen müssten. Dies würde zu einem weiteren Rückgang des Umsatzes führen, da auch die treuesten Kunden mit jedem Cent rechnen müssen.“ Neun Mitarbeiter haben durch die Schließung ihre Anstellung verloren – und Eichelhardt seinen Handwerksbäcker.