
Den Deutschen gehen die Eier aus. Schon zu Weihnachten könnten in Supermärkten kaum noch Eier deutscher Herkunft zu finden sein. Grund ist ein Zusammenspiel aus hohen Futterkosten, dem Verbot des Kükentötens und der aufkommenden Vogelgrippe.
Kommt jetzt der Eier-Engpass? Schon zu Weihnachten könnte eine Versorgung mit Eiern aus deutschen Betrieben nicht mehr gewährleistet sein, warnt der Bundesverband Ei e.V. (BVEi). Eier seien zur Zeit in Deutschland „extrem knapp“, erklärt BVEi-Vorsitzender Henner Schönecke in top agrar.
Die Gründe für den Eiermangel sind vielfältig. Einerseits seien seit Jahresbeginn die Produktionskosten der Ei-Industrie enorm gestiegen, erläutert Schönecke. Vor allem die Futterpreise zur Versorgung der Hennen stellen für die Betriebe eine Herausforderung dar. Hinzu komme, dass seit Anfang 2022 in Deutschland keine männlichen Hühnerküken mehr getötet werden dürfen. Das bereits im Mai 2021 beschlossene Gesetz bewirkt de facto, dass immer weniger Eier in Deutschland ausgebrütet werden. Schönecke schildert in top agrar: „Wir beziehen unsere Junghennen weiterhin aus heimischen Aufzuchtbetrieben. Die Küken schlüpfen aber seit Jahresbeginn in niederländischen, polnischen und österreichischen Brütereien, wo das Tötungsverbot nicht gilt.“ Für die deutschen Brutbetriebe hat das verheerende Folgen: 40 Prozent der Brütereien mussten dieses Jahr bereits schließen. Deutschland ist das weltweit einzige Land, das Kükentöten verbietet.
Zu diesen Problemen kommt nun noch die Vogelgrippe hinzu. Das Europäisches Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) hat Anfang Oktober in einem Bericht von der größten bisher in Europa beobachteten Vogelgrippe-Epidemie gesprochen. Laut Analysen der europäischen Gesundheitsbehörde seien in der Saison 2021/22 fast 2500 Ausbrüche in Geflügelhaltungen festgestellt worden. Auch in Deutschland melden immer mehr Betriebe einen Ausbruch des Vogelgrippe-Virus. In der vergangenen Woche musste ein Putenhalter im niederrheinischen Rees in Nordrhein-Westfalen 20.000 Tiere töten, weil der Verdacht auf eine Infektion bestand. Die Gefahr für den Menschen wird laut dem ECDC als gering eingeschätzt. Dennoch könnten das Infektionsgeschehen eine weitere Belastung für die Geflügel- und Eier-Industrie werden.
Drastische Preiserhöhungen für Eier in Supermärkten sind vorerst nicht zu erwarten. Der Lebensmitteleinzelhandel habe sich bereits mit den Ei-Vermarktungsstellen auf niedrige Preise für das Jahr 2023 geeinigt. Schönecke kündigt jedoch an, dass in der aktuellen Situationen die vertraglich vereinbarten Liefermengen „nicht mehr leistbar“ seien. Deutsche Verbraucher könnten zu Weihnachten ihre Plätzchen ohne Eier backen müssen.