
Drei Generationen lang backte die Familie Schieke in ihrer Bäckerei. Nach 75 Jahren muss Oliver Schieke, der Enkel, die Türen der Dessauer Bäckerei schließen. Die Energiekosten würden es unmöglich machen den Betrieb weiterzuführen.
Seine Brötchen backte der engagierte Bäcker unter Anderem für Altenheime, Restaurants und Hotels. Mit der Bäckerei Schieke verliert ein Dessau ein großes Stück Kultur und 11 fleißige Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz. Zwei seiner Brote sind immaterielles Kulturerbe.
Die Bäckerei Schieke aus der Kornhausstraße war ein Ort der Begegnung. Schon der Großvater, der die Bäckerei 1948 gründete, backte dort mit Hand und Herz jeden Morgen Brötchen für die Desslauer. Ob in Zeiten der Diktatur der DDR oder in Zeiten wie heute, die Bäckerei war eine Konstante.
Viele Kunden sind daher auch schon lange Stammkunden. Einige seit 65 Jahren. Abschied nehmen fällt daher nicht leicht. „Ich bin richtig traurig“, sagt ein Kunde der MZ. „Man kannte den Herr Schieke, er war ganz oft bei uns essen“ sagt uns ein Anwohner der in Dessau ein Restaurant führt.
Auch er wurde lange von Schieke mit Brötchen beliefert. Ein Drittel seines Geschäftes beruhten auf das Ausliefern von frischen Backwaren und Brötchen. Unter seinen Kunden waren auch Altenheime Dessaus. „Der Herr Schieke belieferte uns lange“ meinte eine Mitarbeiterin aus einem Altenheim zu uns. „Das ist jetzt leider vorbei“. Denn seit 1.10.2022 bleibt der Laden von Schieke geschlossen.
Bis zum Ende des Jahres beliefert er noch Großkunden, im freien Handel sind seine Brötchen nicht mehr zu haben. Der Abschied fällt dem Familienvater schwer.„Ich habe den Entschluss gefasst, dass wir unseren Betrieb schließen werden […] einfach weil die Kosten für Energie, für Rohstoffe, das übersteigen, was ich meiner Meinung nach an den Kunden weitergeben kann.“ Mit allem zusammen läge man ungefähr bei einer sechsstelligen Zahl, meint Schieke in seinem Facebook-Abschiedsvideo.
Er müsse bald 7 Euro für ein Brot verlangen, wenn er nicht schließe. Dass er jetzt seine 11 Mitarbeiter kündigen müsse, fällt ihm allerdings noch schwerer. Das ist echt „scheiße“, so Schieke. Er habe jeden einzeln zum Gespräch gebeten, berichtet er der MZ. Die meisten seiner Mitarbeiter hätten Verständnis gezeigt.
Enttäuscht ist Schieke von der Politik: „Wenn‘s dann hart auf hart kommt, kommt dann niemand“, sagt er. „Da geht ne ganze Menge verloren, auch an Broten oder Rezepten, die es so nur bei uns gab.“ Zwei seiner Brote sind immaterielles Kulturerbe.