
Angesichts der aktuellen Gas- und Stromkrise erleben Kohle und Holz als Heizmittel eine Renaissance. Die Händler trifft das völlig unvorbereitet. Sie stehen nun zwischen massiv gestiegener Nachfrage, massiver Verknappung und massiv gestiegenen Preisen. „Die Händler haben bereits deutlich mehr Mengen verkauft als die letzten Jahre und haben nun auch keine Vorräte mehr“, sagte der Vorsitzende des sächsischen Brennstoff- und Mineralölhandelsverbandes, Raimond Senzel. Er schätzt, dass der Handel etwa 40 Prozent mehr Briketts als im Vorjahr ausgeliefert hat.
Erst kürzlich noch beendete man die Kohlebrikett-Herstellung in Westdeutschland, 50% der Herstellung brach damit weg. Jetzt stößt die Versorgung an ihre Grenzen. Kohlenhändler Jürgen Enze aus Leipzig berichtet der „SZ“, dass er selbst kaum noch beliefert wird. „Ich habe viel bestellt, bekomme aber nur einen Bruchteil und muss meine Kunden immer wieder vertrösten. Es werden einige Menschen im Winter frieren, weil sie keine Kohle mehr bekommen.“ Er selbst fürchtet um seine Existenz. Im letzten Jahr kostete ein Zentner Lausitzer Rekord Brikett 12,50 Euro, in diesem Jahr sind es 22 Euro. „Es ist ja fast ein Berufsverbot“, sagt er.
Diesen Horror-Preisen steht ein Andrang gegenüber, wie es ihn lange nicht mehr gegeben hat. „Bei mir stehen die Kunden Schlange, aber ich musste die Abgabemenge bereits auf 500 Kilogramm pro Person rationieren“, berichtet Tom Adametz vom Brennstoffhandel Kohlen Sparen im sächsischen Grimma. Mit der Menge komme man eine Weile über die Runden, sie reiche aber auf gar keinen Fall für den ganzen Winter. Zudem hätten sich die Preise im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt.
Auch bei Holzbrennstoffen sieht es nicht besser aus. Etwa 30 Prozent der Importe mit Schwerpunkt Holzbriketts sind wegen der Kriegsfolgen dieses Jahr ausgefallen. Große Exporteure wie Bosnien-Herzegowina haben einen Ausfuhrstopp verhängt. Dass sich die Versorgungslage kurzfristig bessert, ist unwahrscheinlich.