
Kohle-Knappheit in Polen – die Menschen verbrennen „fast alles” was sie in die Finger kriegen. Der Gestank von brennendem Müll liegt über den Straßen von Jablonna.
60 Prozent der Menschen haben nicht genug herkömmliche Brennstoffe, um den Winter zu überstehen.
In Polen wird schon unter normalen Umständen in vielen Haushalten noch mit Öfen geheizt; die Lieferschwierigkeiten von Energieträgern treffen das Land entsprechend hart. Der Vorsitzende der polnischen Regierungspartei „PiS”, Jaroslaw Kaczynski, erklärte, dass die Situation so drastisch ist, dass man nun „fast alles verbrennen muss”, um die Bude warm zu halten.
Und genau das tun die Bürger: Viele polnische Haushalte verbrennen ihren Müll, um die Kohlekosten zu senken. Der Preis für den Rohstoff ist beinah unbezahlbar geworden, seit der Kohleimport aus Russland eingebrochen ist – also seit dem Angriff auf die Ukraine.
Jetzt berichtet die polnische Müllabfuhr, dass aufgrund des alternativen Notfall-Heizmaterial momentan weniger Abfall eingesammelt werden muss, als noch vor wenigen Monaten. Insbesondere bei für die Verbrennung im Ofen geeigneten Materialien sei ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen. Verschiedene Medien vermeldeten, dass 60 Prozent der Polen zu wenig Kohle haben, um den Winter vollbeheizt zu überstehen.
In der Stadt Krakau wurde deshalb sogar das Verbot „andere Dingen” als Kohle zu verheizen vorsorglich verschoben.
Die Folgen sind gravierend. In Polen gibt es ohnehin eine der schlechtesten Luftqualitäten in Europa. Nun liegt der Gestank brennenden Mülls in der Luft. In Jablonna, einem Vorort nördlich von Warschau, riecht es schon jetzt, wo es noch verhältnismäßig warm ist, stark nach verfeuerten Abfällen. „Nur selten riecht man einen normalen Brennstoff”, erzählte eine Anwohnerin der Nachrichtenagentur Bloomberg. „Es ist beängstigend, sich vorzustellen, was passiert, wenn es richtig kalt wird.”