
Der Vorsitzender der Geschäftsführung des Berliner Klinikkonzerns Vivantes schlägt Alarm: Kliniken im ganzen Land werden schließen müssen, wenn die Politik nicht reagiert. „Die flächendeckende Versorgung in Deutschland steht auf dem Spiel. Greift die Politik nicht ein, müssen viele Kliniken ihre Türen schließen“, warnt Johannes Danckert bei t-online. „Es wird dann Landstriche in Deutschland geben, in denen Kranke nicht mehr versorgt, nicht einmal mehr Notfälle behandelt werden können.“
Für seine Kliniken prognostiziert Danckert Düsteres: „Wir rechnen mit mehr als einer Verdopplung der Kosten für all unsere Krankenhäuser. In absoluten Zahlen: Wir haben im vergangenen Jahr etwas mehr als 20 Millionen Euro für Energie ausgegeben. Dieser Posten wird im kommenden Jahr wohl auf deutlich über 50 Millionen Euro steigen. Das ist gewaltig. Außerdem steigen zurzeit unsere Kosten für Instrumente und Materialien um rund 30 Prozent, die Kosten für Lebensmittel um rund 20 bis 30 Prozent. Auch hier rechnen wir mit Mehrkosten im hohen zweistelligen Millionenbereich.“ Danckert ist Chef des staatlichen Berliner Krankenhauskonzerns Vivantes. Der Konzern betreibt neun Krankenhäuser in Berlin und versorgt nach eigenen Angaben ein Drittel aller Berliner Patienten. „Gerade steuern wir mit den Reserven gegen, die eigentlich für dringend notwendige Investitionen gedacht waren – zum Beispiel für Krankenhausneubauten. Das wird bei uns für die nächsten zwölf Monate sicher reichen. Aber auch uns wird irgendwann die Kasse leerlaufen.“
Im Klartext: Wenn nichts passiert, steuert Vivantes auf die Pleite zu! 18.000 Mitarbeiter, dringend benötigtes medizinisches Fachpersonal, würden dann ihren Job verlieren. Die Politik habe die Brisanz der Lage noch nicht begriffen, sagt Danckert. „Die Lage war in den vergangenen Jahren oft ernst. So ernst aber war sie noch nie.“
Der Klinikchef kritisiert auch Gesundheitsminister Lauterbach. „Er kümmert sich um Einzelprobleme, ich erkenne aber keinen ganzheitlichen Reformansatz“, sagt Danckert. „Der Bund verfällt gerade lediglich in wilden Aktionismus, um irgendetwas vorzuweisen.“ Es müsse schnell etwas passieren – sonst droht ein Versorgungskollaps.