SPD-Chef Lars Klingbeil behauptete, es hätte in Sachsen „Sieg, Heil“-Angriffe auf Polizisten gegeben. pleiteticker.de zeigte: Das war erfunden. Jetzt rudert Klingbeil zurück – doch von einem ehrlichen Eingeständnis kann keine Rede sein. Zwei Tage lang versuchte der Politiker, die offensichtliche Realität zu ignorieren.

SPD-Chef Lars Klingbeil sagte am vergangenen Montag auf einer Klausur seiner Partei: „Ich höre ein lautes Schweigen, wenn es um Borna, Görlitz und Hildburghausen geht, wo Rechtsextreme sich aufgemacht haben, Sicherheitskräfte mit lauten ‘Sieg Heil!‘ Rufen angegriffen haben.“
Die von Klingbeil hier behaupteten „Sieg Heil!“-Angriffe auf Polizisten in Borna waren eine Erfindung. Pleiteticker.de recherchierte das am Dienstag – die Polizei bestätigte, dass sie solche Vorgänge nicht kenne.
Nachdem nun auch die Zeit den Bericht am Mittwoch aufgegriffen hatte, entschuldigte sich Lars Klingbeil auf Twitter Donnerstagmittag: „Vielen Dank für die Recherche. Ich hatte mich Montag auf andere Meldungen verlassen. Da hätte ich vor einer öffentlichen Aussage dazu gründlicher nachfragen müssen. Sorry.“
Klingbeil gibt sich einsichtig – doch zuvor hatte er zwei Tage lang versucht, seinen offensichtlichen Fehler zu kaschieren. Pleiteticker.de konfrontierte Klingbeil bereits am Dienstag um 13 Uhr mit den Tatsachen – also 48 Stunden vor seinem Eingeständnis. Wir wiesen ihn daraufhin, dass die zuständige Polizeidirektion Leipzig „keinerlei Hinweise“ auf einen solchen Vorgang habe und fragten nach seinen Quellen.
Bis heute erhielten wir aus dem Willy-Brandt-Haus und auch von seinem Bundestagsbüro darauf keine Antwort. Zwei Tage lang ignorierte Klingbeil unser Schreiben und hielt weiter an seiner Falschaussage fest.
Erst als die Zeit das Thema am Mittwoch aufgriff, reagierte Klingbeil. Das zeugt allerdings weniger von echter Einsicht in die Tatsachen, als an eine medialen Verzögerungstaktik. Das junge Portal pleiteticker.de wollte er ignorieren – erst als die in seiner politischen Sphäre relevante Zeit darüber schrieb, lenkte er ein. Nicht aus Interesse an der Wahrheit – sondern, weil es nicht mehr zu vermeiden war.
Und auch seine Erklärung, er habe sich auf „andere Meldungen verlassen“ wirkt fragwürdig – es gibt keinen Medienbericht und keine sonstige öffentlich bekannte Aussage, die solche „Sieg, Heil!“-Angriffe auf die Polizei behaupten würden. Einige Medien berichteten lediglich, dass es in der Stadt in der Nacht zu „Sieg, Heil!“-Rufen kam. Allerdings ohne zu behaupten, dass dabei die Polizei angegriffen wurde. Auch diese Berichte (u.a. von t-online) wurden mittlerweile zurückgenommen.
Es bleiben völlig erfundene Ereignisse des Chefs der Kanzlerpartei, die die schweren migrantischen Krawalle in Berlin und anderen Städten verharmlosen sollten. Das kleine sächsische Borna wurde als rechtsextremes Problemgebiet diskreditiert – völlig faktenfrei.