Karl Lauterbach (SPD) zeigt sich offen für Schockbilder auf Bier und Schnapsflaschen, um den Konsum zu reduzieren – weitere Maßnahmen sollen den Zugang erschweren. Das sagte der Bundesgesundheitsminister am Montag bei „Hart aber fair“ in der ARD.

11 Kisten Bier, 28 Flaschen Wein und 5 Flaschen Schnaps trinkt jeder Deutsche im Durchschnitt pro Jahr. Grund genug für die Journalistin und trockene Alkoholikerin Nathalie Stüben, Werbeverbote, höhere Preise und Schockbilder wie auf Zigarettenpackungen zu fordern.
Lauterbach zeigte sich offen, nannte dies eine „legitime“ Forderung. Und weiter: „Wir haben ja im Koalitionsvertrag vorgesehen, dass wir ein Präventionsgesetz machen. Da werden wir uns Alkohol widmen, Tabak widmen.“
Lauterbach selbst könne sich „sehr gut vorstellen“, bei der Werbung für Alkohol strenger zu werden. Auch auf den Kassenbereich von Supermärkten, wo Süßigkeiten, Zigaretten und auch kleine Fläschchen mit Alkohol stehen, hat es der Minister abgesehen: „Das ist eine Problemzone, die ganz gezielt darauf aus ist, Menschen in Versuchung zu führen, die Suchtprobleme haben. Die Schwäche der Leute wird ausgenutzt.“
All das wolle er mit den Koalitionspartnern in einem Präventionsgesetz bald angehen – aktuell stünden aber andere Gesetzesvorhaben auf dem Plan.
CSU-Politiker Markus Blume reagierte verwundert, dass bei der Ampel-Regierung das Gesetz zur Prävention von Alkohol und Tabak noch in der Warteschlange stehe: „Aber beim Thema Drogenfreigabe, beim Thema Cannabis haben Sie den Gesetzentwurf in der Schublade – das passt für mich nicht zusammen.“
Da sei nicht richtig, so Lauterbach. Die Cannabis-Legalisierung sei gedacht, um die Zahl der Cannabis-Abhängigen und die Zahl der jugendlichen Konsumenten zu reduzieren. „Wir machen ja die Cannabis-Legalisierung nicht, um mehr Cannabis-Konsum in Deutschland zu sehen – wir wollen die Einstiegsdroge Cannabis einschränken und die Drogenkriminalität und den illegalen Handel in den Griff bekommen“, so Lauterbach.
Die Kinder- und Jugend-Psychotherapeutin Dr. Sabine Ahrens-Eipper widerspricht: „Das stimmt nicht. Die meisten Studien zeigen, dass sich der Konsum der Jugendlichen grundsätzlich nicht verändert nach der Legalisierung.“ Zudem, so die Psychologin, würde die Idee der Ampel-Regierung nicht funktionieren: „Das ist nichts, wo wir die Jugendlichen und Heranswachsenden erreichen. Wir müssen viel früher in die Schulen gehen und Suchtprävention machen.“
Auch Blume geht da nicht mit: Die Ampel wolle das eine – Alkohol – einschränken und gleichzeitig neuen Suchtmitteln den Weg öffnen: „Saufen kann sicherlich keine Legitimation fürs Kiffen sein.“