„2 + 2 = 4“ zu sagen, sei problematisch und gar rassistisch, weil man damit „verdeckte weiße Vorherrschaft“ unterstütze und „andere Wahrheiten“ ausblende, so sehen es führende Mitglieder eines kanadischen Mathe-Verbands.
Zwei plus zwei ist nicht mehr gleich vier – zumindest, wenn es nach Mitgliedern der Ontario Mathematics Coordinators Association (OMCA) in Kanada geht. Das berichtet das US-amerikanische Magazin National Review. Ontario ist die bevölkerungsreichste Provinz Kanadas.
In einem Webinar von OMCA-Präsident Jason To tauchte die Gleichung „2 + 2 = 4“ als einer der Grundpfeiler von „weißer Vorherrschaft im Matheunterricht“ vor. In einer Pyramide, die er in seiner Präsentation zeigt, vermischt To klare Fälle von Rassismus – wie nach Hautfarben segregierte Klassen – mit normalen Aussagen, die aus seiner Sicht der „verdeckten weißen Vorherrschaft“ helfen würden.
Zu solchen Formen rassistischer „verdeckter weißer Vorherrschaft“, gehören ein vermeintlich „eurozentrischer Mathematiklehrplan“, „standardisierte Tests“ und Aussagen wie „bleib einfach bei Mathe“ und „natürlich Mathematik ist neutral, weil 2+2=4.“
Die ehemalige OMCA-Präsidentin Heather Theijsmeijer hatte das Webinar veröffentlicht. Sie verwies auf Twitter u.a. bei der „2+2=4 Debatte“ auf Tweets von Dr. Laurie Rubel, eine Dozentin in Mathematik-Pädagogik. Rubel schrieb, dass „2+2=4“ eine „Perspektive weißer, westlicher Mathematik“ sei, die „andere mögliche Werte“ marginalisiere.
„Multiple Wahrheiten“
Technisch gesehen sei zwar 2 + 2 = 4, das aber zu sagen, würde signalisieren, „dass es eine einzige Wahrheit gibt, eine einzige Sichtweise auf die Dinge, eine einzige richtige Art zu leben oder zu sein, und nicht eine Vielzahl all dieser Dinge“. „Die Idee, dass Mathematik objektiv oder neutral ist, ist ein Mythos“, meint Rubel.
Der Slogan „natürlich ist Mathe neutral, weil 2 + 2 = 4“ rieche nach dem „weißem vorherrschaftlichen Patriarchat“, so Rubel. „Es geht um die Wahrheit: Wer hält die Wahrheit, wer entscheidet, was wahr ist und wie offen wir als Gesellschaft für multiple Wahrheiten sind?“, schreibt sie in einem anderen Tweet.
Wie sich hinter dieser Herangehensweise mit „multiplen Wahrheiten“ konkret steckt, zeigt sich etwa mit der Einführung von einem Konzept namens „Indigene Wissenssysteme“, das sich auf Indianer bezieht. Auch bei der OMCA ist das beliebt. Auf Folien, die eine Lehrerin von einer OMCA-Weiterbildung postete, heißt es, „Indigene Wissenssysteme“ beinhalten „mehrere Erkenntnisse und Verständnisse, einschließlich (nichtmenschlicher) Spiritualität und der Umwelt“.
National Review verweist u.a. auf Lehrmaterialen aus einer anderen kanadischen Provinz, British-Columbia, in denen „Indigene Wissenssysteme“ zum Einsatz kommen. Dort werden Mittelschüler gebeten, Gleichungen mit ganzen Zahlen und Konstanten zu üben, indem sie „Geisterkanufahrt-Berechnungen“ verwenden.