
Der Chef der Internationalen Energieagentur (IEA) warnt bei einem Treffen mit EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen: Im nächsten Jahr droht Europa eine Gasknappheit. Wir sollten nicht allzu optimistisch sein, meint IEA-Chef Fatih Birol.
Der EU droht nach Einschätzung der internationalen Energieagentur (IEA) im nächsten Winter eine Gasknappheit. „Das nächste Jahr – 2023 – könnte sehr viel schwieriger werden als dieses Jahr“, sagte IEA-Chef Fatih Birol am Montag nach Gesprächen mit EU-Komissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Die Umstände, die es europäischen Ländern erlaubt hätten, ihre Gasspeicher vor dem Winter zu füllen, würden im nächsten Jahr eventuell wegfallen. Dann könnten der EU rund 30 Milliarden Kubikmeter Gas fehlen.
Sollte Russland auch im kommenden Jahr kein Erdgas mehr nach Europa liefern und die Konjunktur in China weiter anziehen, wäre das ein denkbares Szenario. Unter diesen Umständen müsse die EU damit rechnen, dass die Gasspeicher zum Winterbeginn 2023 nur zu 65 Prozent gefüllt seien und nicht wie in diesem Jahr zu 95 Prozent. „Das aktuelle Polster durch die gefüllten Gasspeicher, der jüngste Preisrückgang und die milden Temperaturen sollten nicht zu allzu optimistischen Schlussfolgerungen führen“, sagte IEA-Chef Birol.
„Die Vorbereitung für den Winter 2023/2024 beginnt jetzt“, sagte EU-Komissionschefin von der Leyen im Angesicht dieser Aussagen. Dafür müsse Europa die Anstrengungen unter anderem bei gemeinsamen Gaseinkäufen und dem Ausbau erneuerbarer Energien verstärken. Von der Leyen rief die EU-Staaten eindringlich dazu auf, entsprechende Gesetzesvorhaben zu billigen. Die IEA rät zudem, bestehende Programme zur Förderung von Energieeffizienz – etwa Zuschüsse für Sanierungen – auszubauen. Zudem sollten Projekte mit erneuerbaren Energien schneller genehmigt werden und etwa Wärmepumpen finanziell gefördert werden. Es müsse zum Beispiel bessere und mehr Kampagnen zum Energiesparen geben.