
Von Sebastian Thormann
In den letzten Tagen machte das Entsetzen über die Taliban in Afghanistan wieder die Runden in der deutschen Politik. Erst hatten die radikalislamischen Herrscher angekündigt, Frauen auch aus Universitäten zu verbannen, dann verhängten sie ein Frauenarbeitsverbot auch für ausländische NGO-Mitarbeiter.
Dieses Vorgehen werde man „nicht akzeptieren“, twitterte Annalena Baerbock wütend. Man werde sich „für eine deutliche Reaktion der internationalen Gemeinschaft“ einsetzen, schrieb sie. „Die Taliban versuchen vielleicht, Frauen unsichtbar zu machen, werden es aber nicht schaffen – die Welt schaut zu“, hatte sie zuvor zum Frauenverbot an Unis getwittert.
Es sind die gleichen leeren Worte, die man seit Jahren aus der deutschen Außenpolitik gewöhnt ist. Als würden den Taliban die Knien schlottern, nur weil die „internationale Gemeinschaft“ ein paar böse Worte über sie verliert. Oder weil sie nicht zu UN-Kaffekränzchen eingeladen werden.
Aber all das ist typisch für die Naivität einer Außenpolitik im Sinne Baerbocks (oder der im Sinne ihres an Peinlichkeit überlegenerem Vorgängers Maas) zu glauben, mit sowas könnte man die Mittelaltersicht der Taliban ändern. Noch Anfang diesen Jahres verpflichtete sich Deutschland mehr als 200 Millionen Euro nach Afghanistan zu schicken. Zu dem Zeitpunkt herrschten die radikalislamischen Taliban schon wieder fast ein halbes Jahr über das Land. Und hatten gerade erst Mädchen von weiterführenden Schulen ausgeschlossen. Trotzdem sendete Deutschland Millionen Steuergeldern an den Hindukusch – als „humanitäre Hilfe“.
„Die Taliban kennen unsere Erwartungen: Sie müssen die Menschenrechte achten, eine inklusive Regierung bilden und den Terrorismus bekämpfen“, sagte Baerbock damals, als würde das die Taliban auch nur ansatzweise interessieren. Und natürlich haben sie nichts davon getan.
Die Taliban verstehen nur eine Sprache: Die der Waffen. Das ist der Grund wieso der Westen sie jahrelang bekämpft hat. Und in der gleichen Sprache hat der Westen mit seinem Chaos-Abzug klargemacht, dass er vor den Taliban kapituliert hat, dass man Afghanistan mit dem Truppen-Abzug aufgegeben hat. Einen Abzug, den die Grünen übrigens seit Jahren gefordert hatten.
Ob eine Dauer-Präsenz in Afghanistan tatsächlich sinnvoll gewesen wäre, darüber mag man sich streiten. Aber es ist naiv zu glauben, sie würden sich von Appellen oder Resolutionen beeindrucken lassen und sich so sehr wünschen in der „internationalen Gemeinschaft“ mitzuspielen, dass sie ihr Ziel, den Grund wieso sie seit mehr als 20 Jahren gekämpft haben, nämlich um eine radikalislamische Mittelaltergesellschaft zu errichten, dafür aufgeben würden.