In Deutschland häufen sich Messer-Angriffe. Das ist kein Stammtisch-Gefühl, sondern Realität. Aktuelle Zahlen der Bundespolizei zu Übergriffen in Zügen und auf Bahnhöfen sprechen eine deutliche Sprache.

Während uns Politik und Medien immer wieder vom „sicheren Deutschland“ erzählen, empfinden die Menschen im Land das längst anders. Und das zurecht: Die Zahl der erfassten Messerattacken allein in Zügen und auf Bahnhöfen hat sich laut der Bundespolizei im vergangenen Jahr mehr als verdoppelt.
Gemäß Zahlen der Bundespolizei hat es 2022 fast jeden zweiten Tag einen Angriff mit einem Messer oder ähnlichen Gegenständen gegeben. Überspitzt formuliert: In Zügen der Deutschen Bahn wird man, wenn’s schlecht läuft, nicht zum nächsten Bahnhof, sondern ins nächste Krankenhaus befördert.
Wir alle sehen, hören und spüren es
Wir alle sprechen über den Messer-Doppelmord in Schleswig-Holstein. Ein 33-jähriger staatenloser Palästinenser, der längst hätte abgeschoben werden müssen, tötet zwei Teenager. Einem Mädchen schneidet er die Kehle durch. Das ist kein Einzelfall mehr – leider. Der Fall hat zurecht viel Aufmerksamkeit erregt, reiht sich aber in die seit Jahren stetig wachsende Liste an Messer-Gewalttaten ein. Wie groß das Messerproblem tatsächlich ist, ist empirisch noch nicht belegt – denn erst für 2023 wird die Bundesregierung belastbare Zahlen vorlegen können, obwohl das BKA seit 2020 Messerangriffe gesondert erfasst. Doch wir alle sehen, hören und spüren es: Die Messergefahr in Deutschland wird größer. Gerade in Zügen machen sich viele Menschen zunehmend Sorgen – die Angst fährt mit.
Das Sicherheitsgefühl der Menschen nimmt entsprechend ab. Mehr als die Hälfte der Frauen verwendet laut einer BKA-Umfrage nachts gar keine öffentlichen Verkehrsmittel mehr, weil sie sich nicht mehr sich fühlen. Auf beide Geschlechter bezogen geht das mehr als jedem dritten Deutschen so. Verwunderlich ist das nicht: Fast jeden Tag liest man mittlerweile von einer neuen Straftat mit Messer. Nehmen wir nur mal den vergangenen Samstag, den 28.01.23. Hamburg: Eine Frau mit Messer attackiert und lebensgefährlich verletzt. Berlin: Eine Frau wird in Neukölln mit zwölf Messerstichen niedergestreckt. Nürnberg: Ein 42-Jähriger Mann wird mit einem Messer an der Brust verletzt. Die Liste der Messerstraftaten ließe sich so fortsetzen: Allein in der letzten Woche gab es fast jeden Tag einen Messerangriff in Deutschland. Das ist wohl das „neue Normal“, an das wir uns gewöhnen müssen.
Generation Messergewalt – auch bald bei uns?
In unserer „Messerchronik“ dokumentieren wir bei Pleiteticker seit Anfang des Jahres die vielen „Einzelfälle“. Mindestens 37 Messerstraftaten gab es seit Anfang Januar in Deutschland. Rechnet man diese Zahlen hoch, dürften wir dieses Jahr auf rund 450 Messerstraftaten kommen. Nach „wenig“ klingt das allenfalls, wenn man Zahlen aus Caracas oder den Favelas in Rio de Janeiro zum Vergleich heranzieht – aber wir haben hier keine Zustände wie in Caracas oder einer Favela. Eigentlich.
Wer wissen will, wie Messergewalt immer weiter eskalieren kann, sollte nach Großbritannien schauen. Das Inselkönigreich zeigt, wohin die Reise geht. Dort wird Messergewalt mittlerweile als „Seuche einer Generation“ bezeichnet. Von der „Generation Knife Crime“) ist die Rede, der „Generation Messergewalt“. Die Regierung wirkt hilflos. Seit Jahren steigt und steigt die Messerkriminalität, vor allem Minderjährige stechen sich gegenseitig nieder. Lange Zeit hat man das Problem ignoriert – bis es fast zu groß wurde, um es zu lösen. Deutschland sollte nicht den selben Fehler machen.