Der Mainzer Historiker Prof. Andreas Rödder, der auch Mitglied der CDU-Grundwertekommission ist, wirft seiner Partei mangelnden Kampfesmut im politischen „Kulturkampf“ vor.
Im Gespräch mit dem Interview-Portal „Schuler! Fragen, was ist“, sagte Historiker Prof. Andreas Rödder, es stehe außer Frage, „dass wir in diesem Land neue Kulturkämpfe führen. Oft höre ich von der bürgerlichen Seite: Es gibt keine Kulturkämpfe in diesem Land. Und ich glaube, wir haben Sie deshalb, weil viele auf bürgerlicher Seite, konkret in der Union, sie ignorieren wollen, sie nicht wahrhaben wollen und sie deshalb auch nicht führen. Das hat mit diesem Gemocht-werden-wollen von denen, die diese Kulturkämpfe führen, zu tun.“
Rödder sieht vor allem die Grünen als Kulturkämpfer: „Es ist doch keine Frage: Die Grünen laden in dieser Regierung ideologisch voll durch. Das erleben wir bei Frau Paus im Familienministerium. Das erleben wir in der Klimapolitik, und die feministische Außenpolitik ist, wenn man genau hinguckt, weit, weit mehr als nur Feminismus in der Außenpolitik. Es geht im Grunde um Identitätspolitik auf außenpolitischer Ebene.
Denn da ist von Alten die Rede, von Queers, von benachteiligten Gruppen die Rede, die mit Feminismus gar nichts mehr zu tun haben. Die Grünen haben – und ich sage das mit Respekt – ein sehr kohärentes Set von identitätspolitischen Grundüberzeugungen, und die setzen sie konsequent um. Daraus ist ihnen überhaupt kein Vorwurf zu machen. Der Vorwurf zu machen ist der bürgerlichen Seite, die genau diese Dimension, weil sie gemocht werden will, nicht wahrhaben will. Ignoranz hat Probleme noch nie gelöst. Stattdessen steht die bürgerliche Seite nebendran, während ideologische Projekte voll durchgezogen werden.“