
Die Bundesregierung plant die flächendeckende Installation von „Smart Metern”. Dadurch soll der Bürger seinen Verbrauch und dessen Kosten jederzeit einsehen und so steuern können – doch neben Datenschutz-Bedenken gibt es womöglich noch eine Gefahr: Ferngesteuerte Abschaltungen.
Um die Energiewende voranzutreiben, hat das Bundeskabinett am Mittwoch ein sogenanntes „Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende“ beschlossen, welches die Installation von intelligenten Messstellen beinhaltet. So sollen sogenannte Smart Meter, also digitale Stromzähler mit denen man den Strombedarf zumindest teilweise an die Stromproduktion anpassen könne, bald zur Pflicht werden. „Unser künftiges Energiesystem wird wesentlich flexibler und damit auch komplexer werden, dafür brauchen wir Smart Meter und eine Digitalisierung der Energiewende“, so Wirtschaftsminister Robert Habeck, bei der Pressekonferenz am Mittwoch.
Eigentlich wollte man die Installation dieser Geräte schon früher forcieren, aber neben Schwierigkeiten mit der Verwaltung, Technik und Sicherheitsauflagen war auch die Logistik ein Problem. Denn die Smart Meter mussten bisher mit einem Spezialtransporter geliefert werden. Zukünftig sollen sie auch per Post „so wie Fritz!Boxen” direkt an Haushalte oder Handwerker geliefert werden können. Und das alles zu einem vermeintlichen Schnäppchen-Preis: Ein Smart Meter soll nur 20 Euro im Jahr kosten. Der Preis fällt geringer aus als zuvor geplant, weil die Netzbetreiber stärker an den Kosten beteiligt werden sollen.
Die Smart Meter sollen ab dem Jahr 2025 bei größeren Stromkunden, die zwischen 6.000 und 100.000 Kilowattstunden pro Jahr verbrauchen, verpflichtend installiert werden. Haushalte, die weniger verbrauchen, sollen sich das digitale Messgerät freiwillig einbauen können. Warum man das machen sollte? Habeck macht Werbung damit, dass man mithilfe von Smart Meter Stromfresser im Haushalt identifizieren kann, man könne energieintensive Tätigkeiten, wie etwa Wäsche waschen, in günstige Stromzeiten verlegen. Das bedeutet in seiner Energiepolitik: Wenn der Wind weht oder die Sonne scheint.
Man kann über die neue Technik also seinen Stromverbrauch und dessen aktuelle Kosten jederzeit einsehen und dementsprechend steuern. Doch das lässt eine böse Vermutung aufkommen: Wenn man es selbst kann, dann kann es der Stromanbieter auch – und im Zweifelsfall selbst die Regierung.
In Frankreich werden Smart Meter bereits seit dem Jahr 2014 großflächig installiert. Im Oktober 2022 kam es dazu, dass die Smart Meter die Warmwasserboiler in Millionen von Haushalten abgeschaltet haben. Dies hatte die Regierung veranlasst, um eine Überlastung des Stromnetzes zu vermeiden. Zu der Zeit befanden sich mehr als die Hälfte der französischen Atomkraftwerke in der Wartung. Daher wurden zwischen 12 und 14 Uhr die Warmwasserboiler deaktiviert. Da jedoch ausreichend Warmwasser vorhanden war, kam es nur vereinzelt zu Klagen oder Beschwerden gegen die Maßnahme.
Könnte uns bei zu wenig Strom dank Smart Meter in Zukunft auch die Abschaltung drohen?